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Semesterbeitrag SS 2014 (2): 201,28 € für das Semesterticket

Ein zwangsverordnetes Semesterticket in Höhe von 201,28 € ist schon starker Tobak.
Dies soll kein Vorwurf an den AStA sein, der in den Verhandlungen sicherlich bestmöglich gefeilscht hat.
Und es liegt sicherlich auch nicht daran, dass sich „der RMV“ an den Studierenden eine goldene Nase verdienen möchte und mit dem Semesterticket Gewinne einfährt, um künftig alle Schaffner in Armani-Uniformen einzukleiden. Es liegt wohl eher daran, dass auch der öffentliche Nahverkehr in Hessen – verglichen mit anderen Bundesländern – stark unterfinanziert ist.

Lesen Sie zur aktuellen Diskussion über den hohen Semesterbeitrag auch den FR- Beitrag: “Semesterbeitrag auf Rekordhöhe: Der Eintritt in den Hörsaal kostet jetzt 344,00 €“.
Der Autor nennt zum Vergleich den Münchner Semesterbeitrag, der mit 111,00 € ungleich niedriger ist.
Allerdings sind die beiden Semesterbeiträge nicht ohne weiteres vergleichbar.
Der niedrige Semesterbeitrag  von 111,00 € in München besteht aus 59,00 € für das Semesterticket München und 52,00 € für das Studentenwerk. Die Verwaltungsgebühr war in der Zeit der Studiengebühr in Bayern abgeschafft worden, die finanzielle Belastung der Studierenden wurde einfach zu groß. Ob sie jetzt, nach der Abschaffung der Semestergebühr, wieder eingeführt wird, bleibt abzuwarten.

Das Semesterticket erscheint mit 59,00 € spottbillig.

Aber: „Das Ticket gilt für die U-Bahn, die S-Bahn sowie alle Trams, Busse und einige Regionalzüge im Gesamtnetz des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV). Alle Studierenden bekommen ein zeitlich begrenztes Basis-Ticket. Zusätzlich können sie die Isar Card Semester kaufen, die ihnen Fahrten rund um die Uhr erlaubt.
Die Isar Card kostet  noch einmal 141,00 €.
Das wären dann 200,00 €.
Diese Lösung aus einem Sockelbetrag für alle und einer günstigen Aufstock-Option für die, die wirklich den Öffentlichen Nahverkehr nutzen möchten, hört sich eigentlich ganz interessant an.
In Frankfurt müssen alle aus Solidarität 201,28 € zahlen, auch wenn sie das Ticket überhaupt nicht nutzen.

Übrigens:  „Bayern hat als mittlerweile letztes Bundesland keine Verfasste Studierendenschaft, d.h. die Studentenvertretungen können keine Beiträge zur Selbstverwaltung erheben, sondern bekommen pauschal Landesmittel aus einem Topf zugewiesen und diese richten sich nicht wirklich nach dem Bedarf.“ (Michelle Klein, Konvent der Fachschaften).
Die studentische Selbstverwaltung ist ein Stückchen Eigenverantwortung und Standing für die Studierendenschaft.
Das gehört zu einer Universität dazu.
Das kostet zwar ein paar Euro mehr, garantiert aber auch ein beträchtliches Engagement und einige zusätzliche Leistungen für die Studierenden.
Auf dem Campus Niederrad hätte es ohne eine starke Studierendenvertretung garantiert kein neues studentisches KOMMunikationszentrum gegeben.

Lösungsansätze?
Die vorhandenen finanziellen Probleme der Universitäten und universitätsnaher Institutionen (z. B: Studentenwerk) können nur politisch gelöst werden.

Die Parteiprogramme der Parteien waren auch im Bereich der Hochschulpolitik voller vollmundiger Versprechungen.

Wesentliche Punkte der CDU-Hochschulpolitik sind u. a.:
- Verlängerung des Hochschulpakts 2020 zwischen Bund und Ländern, um steigender Studiennachfrage auch in Zukunft gerecht zu werden.
- Fortführung des Hochschulbauprogramms „HEUREK A“, mit einem Gesamtvolumen von drei Milliarden Euro bis 2020, um die Hochschulbauten weiter zu modernisieren.
- Ausbau des Angebots an studentischem Wohnraum durch Unterstützung der hessischen Studentenwerke und privater Bauträger entsprechend dem hessischen Wohnungsbauprogramm, damit auch sozial Schwächere nicht durch hohe Studiennebenkosten von der Hochschule ferngehalten werden.
- Ablehnung von Studiengebühren.

Wichtige Positionen der hessischen Grünen zur Hochschulpolitik sind u. a.
- die Reformierung der Bologna-Reform
- Gute Lehre, faire Arbeitsbedingungen, Frauenförderung, …
- stärkere Finanzierung durch das Land Hessen für Hochschulen, Forschung und Lehre
- Förderung der Autonomie und Demokratie an Hochschulen
(puls: Was bedeuten die Wahlen für das Studium?).

Vielleicht sollte man sie einmal daran erinnern?

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