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AStA-Statement zum hohen Semesterbeitrag der Goethe-Uni

Woran liegt es, dass Studierende in Frankfurt so tief in die Tasche greifen müssen?

Semesterbeitrag

Semesterbeitrag

Der Semesterbeitrag für das SS 2013 hat mit 327,50 € einen neuen Höchststand erreicht.
Zwei Dinge fallen am Frankfurter Semesterbeitrag auf:
1. Das Semesterticket ist sehr teuer. (Lesen Sie dazu auch “PULS.”: “Semesterbeitraäge und Studiengebühren im Vergleich”)
2. Es gibt viele Zusatzleistungen.

Wer legt eigentlich fest, welche Leistungen zum Semesterbeitrag dazu gehören?
Werden Studierende dazu gefragt?
Wie viele Studierenden nutzen welche Leistungen?
Und warum zahlen Medizinstudierende den vollen Semesterbeitrag, wenn sie doch gar keine Mensa haben?

„PULS.“ hat beim AStA nachgefragt.

Gespräch mit Daniel Katzenmaier (D. K.) vom AStA:

„PULS.“: „Herr Katzenmaier, der Semesterbeitrag für das Sommersemester 2013 kostet an der Goethe-Universität 327,50 €. Das ist ein neuer Rekord. Wie kommt dieser stattliche Preis zustande und welchen Einfluss hat der AStA als Vertretung der Studierendenschaft dazu?“

D. K.: „327,50 € sind sehr hoch, ohne Frage.“
Da sind wir uns einig.
„PULS.“: „Wer bestimmt über die einzelnen Bestandteile des Semesterbeitrags?“
D. K.:„Fangen wir mit dem Semesterticket an: 190,00 € für den gesamten RMV-Bereich. Ein stolzer Preis. Der AStA hat dabei noch einen sehr guten Preis herausgehandelt. Die RMV-Fahrpreise sind nämlich im Bundesdurchschnitt recht hoch, da der RMV weniger staatliche Subventionen bekommt als es in anderen Bundesländern üblich ist.“

D. K.: “Auf den Verwaltungskostenbeitrag (50,00 €) und den Beitrag des Studentenwerks (70,00 €) hat der AStA keinen Einfluss.“
Aber einen Vorschlag: Seit 2003 gehört zum Semesterbeitrag der Verwaltungskostenbeitrag dazu (Böse Zungen bezeichnen ihn als versteckte Studiengebühr).
D. K.: „Dieser Beitrag fließt keinesfalls direkt an die Universität, was noch nachvollziehbar wäre, sondern in den Landeshaushalt. Er soll dann irgendwie doch der Universität zugute kommen, aber es gibt keine Transparenz. Wir würden es besser finden, wenn dieser Betrag de facto direkt in die Universität gehen würde und wir auch nachvollziehen könnten, wo das Geld genau bleibt.“

„PULS.“: „Jetzt steht eine Erweiterung des Semestertickets nach Nordhessen an. Das sind noch einmal 5,00 € dazu. Ist das notwendig? Wie viele Studierende werden das nutzen?“
D. K:„Wir haben ungefähr 500 Studierende mit dem Erstwohnsitz in Kassel, daran hat sich der Preis orientiert. Wir konnten die Bahn glücklicherweise sehr weit runterhandeln. Für den günstigen Preis mussten dann aber alle Studierenden die Verkehrs-Erweiterung nach Norden tragen.“

„PULS.“: „Der Beitrag für das Studentenwerk ist mit 70,00 € im Bundesdurchschnitt im oberen Drittel. Was meinen Sie dazu?“
D. K.: „Das Studentenwerk ist unter anderem verantwortlich für den Betrieb der Mensen und Studentenwohnheime. Da der Campus Bockenheim geschlossen wird, schließt die Mensa im Februar dieses Jahres (lesen Sie dazu „PULS.“: ….). Stattdessen werden die Mensa-Kapazitäten auf dem neuen Campus Riedberg weiter ausgebaut, auch der Campus Westend ist versorgt. Der AStA hat keinen Einfluss auf die Höhe dieser Abgabe.“
Der Campus Niederrad hat keine Mensa und wird wohl auch künftig keine haben. Dafür dürfen die Studierenden die Kantine des Universitäts-Krankenhauses benutzen. Das Studentenwerk ist nur mit einer kleinen Cafeteria im Interimshörsaal vertreten. Ein steter Stein des Anstoßes auf dem Mediziner-Campus.

Alle anderen Leistungen müssen vom Studierendenparlament abgesegnet werden.
(Zur Erinnerung: Sie durften gerade wählen! Die aktuelle Zusammensetzung des Studierendenparlaments finden Sie hier).

D. K.: „Der Beitrag für die Studierendenschaft von 8,50 € etwa fließt in studentische Projekte. Davon werden auch 40.000 € für die Einrichtung des neuen KOMM auf dem Mediziner-Campus eingesetzt. Das neue Studierendenhaus wird für alle Studierenden offen stehen, der 1,00 € ist damit sicher gut angelegt.“

„PULS.“: Dann gibt es noch mehrere kleine Beträge, u. a. für CamRad und den Palmengarten“
D. K.: „CamRad ist der Mietfahrrad-Service der Deutschen Bahn. Für diesen Beitrag können Studierenden die roten Mietfahrräder bundesweit nutzen. In Kassel und Mainz ist das CamRad-Projekt von den Studierenden sehr gut angenommen worden. Wir möchten es ein Jahr laufen lassen und dann eine Umfrage machen. Dann werden wir sehen, ob die Frankfurter Studierenden das Projekt wollen und nutzen, oder nicht.
Formal ist das Projekt übrigens genehmigt, aber jetzt wird es durch die Uni-Leitung blockiert. Man will es nicht im Semesterbeitrag haben. Der Palmengarten wird von vielen Studierenden genutzt, der Beitrag ist damit berechtigt.“

Insgesamt beinhaltet der Semesterbeitrag ein Paket mit Angeboten, die aufgrund der großen Studierenden-Zahl sehr günstig angeboten werden können.
D. K.: „Auch wenn nicht jeder Student und jede Studentin immer alle Angebote nutzen. Solidarität ist wichtig, aber man muss sorgfältig nachdenken.“

Zum Weiterlesen:
Stellungnahme des AStA zur Mobilität der Frankfurter Studierenden mit Bus, Bahn, Fahrrad und Carsharing und zur Erhöhung des Semesterbeitrags: BeschreibungVerkehrsprojekte.

“PULS.”: “Kommentar: Semesterbeitrag immer teurer – und wozu?”

Bettina Wurche

 

 

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