Zu enge Verflechtungen zwischen Ärzten und Pharmaindustrie und die daraus resultierenden Interessenskonflikte werden regelmäßig in der Öffentlichkeit angeprangert.
Ein aktueller Presse-Beitrag dazu ist die FAZ-Buchbesprechung „Interessenkonflikte in der Medizin“: Wir hätten da einen Karrierebeschleuniger für Frau Doktor.“: Der Fokus des Sammelbandes „Interessenskonflikte in der Medizin“ liegt nicht auf den spektakulären großen Korruptions-Skandalen, sondern auf der „Light-Variante der Bestechlichkeit im Gesundheitssystem“, die „unterschwellig überall lauert“: Kleine Geschenke, Einladungen zum Essen, und viele andere scheinbar unscheinbare alltägliche Leistungen. Auch die wachsende Beeinflussung von medizinischen Fortbildungen, Studien und Publikationen durch die Industrie wird kritisch hinterfragt.
In den USA begegnet man dem Problem mittlerweile durch den „Physician Payments Sunshine Act“ (2013) mit der Veröffentlichung einer Liste aller Ärzte, die mehr als hundert Dollar an Zuwendungen aus der Industrie erhalten haben.
In Deutschland sind derartige Regelungen noch die Ausnahme.
MEZIS (Mein Essen zahl ich selbst), die Initiative unbestechlicher Ärzte und Ärztinnen, nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein.
Zu dem Thema, dass Pharma-Konzerne heute schon an die angehenden MedizinerInnen schon zu Beginn des Studiums herantreten, indem sie ihre Produkte in der „Ersti-Tüte“ platzieren hat MEZIS-Nachrichten (2/11) einige nachdenklich stimmende Beiträge, „Studierende im Fokus der Pharma-Industrie“ und „Pharmawerbung in den Erstitüten“ gebracht. Die Autorin Cora Koch mahnt darin Studierende zu Kritik und Skepsis selbst gegenüber kleinen Geschenken. Studien hätten gezeigt, dass man auch schon durch kleine Aufmerksamkeiten beeinflusst wird. Weiterhin fordert sie Ärzte und Ärztinnen auf, sich ihres Rollenvorbilds für den Umgang mit der Industrie bewusst zu werden. Eine Umfrage hatte ergeben, dass Studierende sich an etablierten Ärzten und Ärztinnen orientieren, wenn es beispielweise darum geht, ein gesponsertes Essen anzunehmen. Noch schwerwiegender sei die Einflussnahme der Industrie über Vorlesungen, Bücher oder Informationsbroschüren.
bw