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Vorgestellt: Dr. Hope Bridges Adams-Lehmann (1855-1916)

Dr. Hope Bridges Adams-Lehmann war die erste Frau in Deutschland, die ein medizinisches Examen ablegte und in Frankfurt am

Hope Bridges Adams-Lehmann (Quelle: wikipedia)

Hope Bridges Adams-Lehmann (Quelle: wikipedia)

Main und München als Ärztin arbeitete.
Filmtipp: Dienstag, den 08.03.2011; 20:15 Uhr; ARTE: „Dr. Hope – Eine Frau gibt nicht auf“.

Hope Bridges Adams Lehmann wurde 1855 in Halliford bei London geboren.

Ab 1876/77 studierte sie in Leipzig Medizin, 1880 legte sie als erste Frau in Deutschland das medizinische Staatsexamen ab. Während ihres Studiums wurde sie von den männlichen Kommilitonen und Dozenten massiv angefeindet, um weniger aufgefallen trug sie einen Herrenhaarschnitt und Männerkleidung. Da ihr Abschluss in Leipzig nicht offiziell anerkannt wurde, promovierte sie in Bern.
Von 1882 bis 1886 führte sie mit ihrem Ehemann Otto Walther gemeinsam eine Praxis in Frankfurt am Main. Ab 1891 bauten beide wegen ihres Lungenleidens ein Lungensanatorium im Schwarzwald auf, 1895 wurde die Ehe geschieden.
1996 heiratete sie den Münchner Arzt Carl Lehmann und arbeitete in dessen Praxis mit. 1904 wurden ihr durch einen Bundesratsbeschluss nachträglich die Approbation verliehen und die Berechtigung zur Führung des Doktortitels erteilt.

Dr. Hope Bridges Adams-Lehmann war eine Ärztin, die sich vehement für Frauenrechte und umfassende soziale Reformen einsetzte und ihre Ideale auch konsequent umsetzte: sie behandelte Frauen aller Gesellschaftsschichten gleich und bemühte sich aktiv um die Verbesserung ihres Gesundheitszustandes. Dazu publizierte sie Bücher mit medizinischem Grundwissen für Frauen und kämpferische Artikel in verschiedenen Magazinen. Hygiene, sexuelle Aufklärung und eine gesunde Lebensweise waren ihr Anliegen. Sie selbst trug natürlich Reformkleidung und sprach sich vehement gegen das Tragen von Korsetts aus. Daneben setzte sie sich auch für eine moderne  Kindererziehung ein, die neue wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigte und engagierte sich als Friedensaktivistin.

Dr. Hope Bridges Adams-Lehmanns Ansichten wirken auch heute noch sehr modern, es ist unverständlich, dass eine derartig visionäre und kompetente Frau vollkommen in Vergessenheit geriet. Viele ihrer Äußerungen und Statements könnte man sich in aktuellen gesundheitspolitischen Debatten vorstellen. Dazu gehören ihre kritische Betrachtung der “sogenannten Naturheilkunde” und ihre Forderung nach Bewegung an der frischen Luft.

Als späte Ehrung ist in München 2004 eine Straße nach ihr benannt worden.

Biographie, Film und Plagiat?

Echte biographische Informationen und korrekte historische Angaben bietet die umfassende Biographie von Marita Krauss: „Hope: Dr. Hope Bridges Adams Lehmann – Ärztin und Visionärin“, die in 15-jähriger akribischer Forschungsarbeit entstanden ist.

Im Film „Dr. Hope – Eine Frau gibt nicht auf“ wird Dr. Adams-Lehmann wird von Heike Makatsch dargestellt. Die Ärztin, die mit praktischem Kurzhaarschnitt und in Reformkleidung gewandet ihrem medizinischen und sozialreformerischen Werk nachging, tritt im Film natürlich im eng geschnürten Mieder und mit langen güldenen Locken auf. Sehr biographisch-authentisch sieht das nicht aus. Schließlich war bereits die praktische Reformkleidung ein politisches Statement zur Frauenbefreiung. Außerdem ist zu befürchten, dass die komplexen politischen und sozialen Hintergründe und Dr. Adams-Lehmanns umfassende Arbeit sowie ihre reformerischen Gedanken im filmischen Kitsch und Klischee versinken.

Trotzdem könnte der Film möglicherweise einen ersten Eindruck in die Arbeit und das Leben dieser ungewöhnlichen Frau geben.

Die Beziehung des Films zu Krauss` Forschungsarbeit und ihren Publikationen wird in dem Artikel Von Lenin zu Unsinn. Wem gehört die mediale Wahrheit über die erste Münchner Ärztin Hope Bridges Adams Lehmann“ von Oliver Hochkeppel (18. September 2009, Süddeutsche Zeitung) sehr kritisch beleuchtet: Krauss wirft der Filmfirma ein umfassendes Plagiat vor.

Bettina Wurche

Zum Weiterlesen:

Marita Krauss: „Hope : Dr. Hope Bridges Adams Lehmann – Ärztin und Visionärin“ München : Volk (2009) 216 S. : ISBN 978-3-937200-69-9 EAN 9783937200699

Katja Sebald: „Allein unter Männern“ (SPON, Eines Tages) (mit zahlreichen Photographien aus der Publikation im VOLK-Verlag)

Eine Online-Biographie zu Dr. Hope Bridges Adams-Lehmann finden Sie auf der Seite „FemBio“ (FrauenBiographieforschung)

Online-Biographie mit vielen Quellenangaben auch zu Dr. Adams-Lehmanns Publikationen ist auf wikipedia zu finden: Wikipedia: Hope Bridges Adams-Lehmann.

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