Das Hammerexamen, der 2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung, ist … hammerhart eben.
Aus ursprünglich drei Staatsexamina nach dem Physikum wurde seit Herbst 2006 eine einzige Abschlussprüfung nach dem PJ: das heutige M2. Bei dieser einen Prüfung wird seitdem alles abgefragt, was sich vorher auf drei Prüfungen verteilt hatte.
Neben den Einzelfragen sind als Innovation im schriftlichen Teil des M2 die Fallstudien dazugekommen. An jedem der drei Examenstage gibt es vier Fallstudien, zu jedem Fall muss ein umfangreicher Fragenkomplex beantwortet werden.
M2-Examen – ein echter Hammer
Neben dem schieren Umfang des Prüfungsstoffs ist ein weiterer springender Punkt am Hammerexamen, dass die Studierenden nach dem klinischen Studienabschnitt ins PJ gehen und während dieser Zeit praktisch arbeiten. Nach dem PJ kommt dann die Abschlussprüfung. Um das angehäufte theoretische Wissen über das PJ hinweg zu „retten“ bedarf es einiger Disziplin und Vorausplanung. Schließlich ist das PJ an sich schon anstrengend genug – Nebentätigkeiten wie Lohnerwerb, zu dem viele Studierende gezwungen sind, kommen erschwerend hinzu.
So mancher Student gerät dann bei der Prüfungsvorbereitung in ernsthafte Schwierigkeiten.
Reaktion auf schlechte M2-Examensergebnisse: ein gestaffeltes Vorbereitungsangebot
Die Frankfurter Examenskandidaten hatten beim M2-Hammerexamen besonders hohe Misserfolgsquoten. So kam es im Dekanat zu der Idee, den Studierenden eine bessere Vorbereitung auf diese harte Abschlussprüfung anzubieten. „Das Problem bei der M2-Vorbereitung besteht darin, dass die Situation der Examenskandidaten ungleich komplexer ist als im M1-Examen, dem Physikum. Für das Physikum gibt es zum Beispiel die erfolgreiche Frankfurter Medizin Sommerschule – ein einwöchiger Intensivkurs in Österreich, mit dem wir über Jahre sehr gute Erfahrungen gemacht hatten. Doch eine ähnliche Blockveranstaltung würde beim M2-Examen nicht ausreichen. Stattdessen ist hier eine früh einsetzende, kontinuierliche Vorbereitung über viele Monate notwendig!“ so der Koordinator des M2-Vorbereitungsangebots Stefan Kieß.
Initiiert vom damals auch für den klinischen Studienabschnitt zuständigen Studiendekan Prof. Frank Nürnberger und in enger Abstimmung mit dem Studienausschuss entwickelte eine M2-Arbeitsgruppe unter Leitung von Herrn Kieß im Jahr 2008 das gestaffelte Vorbereitungsangebot M2, wobei insbesondere die Wünsche der Studierenden berücksichtigt wurden.
„Bei der Konzipierung sind wir von folgenden Grundüberlegungen ausgegangen“, erläutert Herr Kieß: „Eine adäquate Vorbereitung sollte
- angesichts der immensen Stoffmenge bereits vor dem PJ beginnen und bis kurz vor das Examen reichen
- aus mehreren Elementen bestehen, die unabhängig voneinander nutzbar sind und für die man sich freiwillig entscheiden kann
- viele Lehrkräfte, externe und interne, am Unterricht beteiligen
- den Unterricht fachlich entsprechend den Schwerpunkten in den IMPP-Prüfungen ausrichten
- die Besprechung von Original IMPP-MC-Fragen samt Fällen zur Hauptsache machen, aber auch Vertiefungsunterricht sowie prüfungsspezifische Anliegen berücksichtigen
Seit Sommer 2008 wurde Schritt für Schritt ein gestaffeltes M2-Vorbereitungsangebot aufgebaut, das aus Mitteln zur Qualitätssicherung der Lehre (QSL-Mittel) finanziert wird. Es bietet den Studierenden in den drei zeitlichen Abschnitten prä-, intra- und post-PJ umfangreiche Unterstützung auf ihrem Weg zur Abschlussprüfung.
Prä-PJ, intra-PJ und Post-PJ: in drei Abschnitten zum Lernerfolg
Vor dem PJ haben die meisten Studierenden im 6. klinischen Semester etwas Zeit für den ersten Schritt ihrer M2-Vorbereitung: Darum beginnt nun – vor dem PJ - das prä-PJ-Tutoriat: Zweimal wöchentlich werden insgesamt 30 Themen-Sitzungen angeboten. Acht Dozenten besprechen hier die sogenannten IMPP-Einzelfragen.
„Aus guten Gründen haben wir dabei die Lehrlast auf viele Schultern verteilt und so Multi-Dozenten-Lehrveranstaltungen geschaffen“ meint Herr Kieß dazu.
Am Ende dieses Semesters und kurz vor Eintritt ins PJ gibt es den freiwilligen Online-Feedback-Test – eine Art Staatsexamens-Simulation: Nun kann jeder seinen individuellen Wissensstand ermitteln. In diesem internetgestützten Feedback-Test werden 140 Original-IMPP-Fragen gestellt: die gleiche Anzahl Einzelfragen wie auch im M2-Examen ein Jahr später.
Bereits im 3. Tertial des PJ, also sechs Monate vor dem Examen, beginnt der Vorbereitungskurs M2 (= VBK-M2). Dieses „Herzstück“ der M2-Vorbereitung hat zwei Teile: Der erste, intra-PJ gelegene Teil umfasst 15 Sitzungen, einmal pro Woche nachmittags. Er geht nahtlos über in den zweiten, post-PJ gelegenen Teil: weitere 15 Sitzungen, nun aber zweimal pro Woche.
In beiden, unabhängig voneinander „buchbaren“ Kursteilen besprechen Lehrärzte und –ärztinnen Original-IMPP-Fallstudien. Neben diesen erfahrenen Lehrkräften, überwiegend Allgemeinmediziner und Internisten, bieten Dozenten und Dozentinnen des Fachbereichs Vertiefungsunterricht in prüfungsrelevanten Fächern.
Die M2-Kandidaten können sich aussuchen, ob sie das gesamte gestaffelte Angebot oder nur Teile davon nutzen möchten. Wer bei allem mitmacht – vom Beginn des 6. klinischen Semesters bis zwei Wochen vor der schriftlichen M2-Prüfung – erhält in dieser Zeit etwa 200 Stunden Unterricht, verteilt auf 60 Sitzungen.
Studierende, die nicht gern allein lernen, oder schon zuvor mit Prüfungsschwierigkeiten zu kämpfen hatten, sind in diesen Kursen genau richtig.
Herr Kieß ist als Koordinator des M2-Vorbereitungsangebots verantwortlich für die Durchführung und Weiterentwicklung aller Elemente des Projekts wie Infoveranstaltungen, prä-PJ-Tutoriate, Online-Feedback-Test und VBK-M2.
Dabei sind pro Jahr neben zwei Online-Prüfungen vor allem die 20 Dozenten in bis zu 150 Sitzungen mit 460 Unterrichtsstunden für vier Kohorten Studierender zu koordinieren. Parallel begleitet er dieses Projekt zur Examensvorbereitung wissenschaftlich und wertet die Ergebnisse aus.
Mit dem Erfolg des gestaffelten Vorbereitungsangebots ist er sehr zufrieden: „Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die Kurse ihren Zweck erfüllen. Für den VBK-M2 gilt: Wer als Frankfurter M2-KandidatIn regelmäßig die Sitzungen von mindestens einem der beiden Teile mitmacht, senkt sein Misserfolgsrisiko im Examen um die Hälfte. Und im letzten Herbstexamen 2010 ist sogar kein einziger der über 50 Teilnehmer des VBK-M2 durchgefallen, während die Frankfurter Gesamtgruppe immerhin noch rund 4% Misserfolge im schriftlichen M2 zu verzeichnen hatte.“
Bettina Wurche
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24/04/2011 @ 23:25
Man kann gespannt sein, ob das zum Erfolg führt. Es stellt sich die Frage ob man nicht vielleicht einfach das Lehre/Prüfungssystem umstellen sollte. – Ich denke DAS ist der springende Punkt und nicht eine Lehrveranstaltung vorm Examen (die bei uns in der Vorklinik zwar viele als unterhaltsam aber nicht hilfreich fürs Examen bewertet haben). Es wäre in dem Zusammenhang interessant zu erfahren ob ein Zusammenhang zwischen Vorbereitungskurs und gutem Examensabschneiden besteht.
Schaut man sich die Klausuren in der Klinik an, so wird dort nur Stoff aus der Vorlesung gefragt ohne großartigen Bezug zum M2. Da ist es doch nicht vermwunderlich dass die Noten so schlecht sind. In der Vorklinik wusste man immer, wenn ich ein Fach bestanden habe, kann ich davon ausgehen, dass ich das so perfekt beherrsche, dass ich auch im Physikum bestehe. Bei den SAKs bin ich mir da manchmal nicht so sicher…