Schokoforschung liegt immer im Trend.
Schokolade ist fett und süß und enthält mehr Kalorien, als der moderne Body-Mass-Index erlaubt.
Sie schmeckt verführerisch und ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Gleichzeitig hat sie ein paar Nebenwirkungen, die an der speziellen Chemie des Kakaos liegen. Vor allem dem Alkaloid Theobromin und den Flavonoiden werden Wirkungen von mystischen Auswirkungen nachgesagt: Sie machen glücklich, wach oder ruhig, steigern die Konzentration, machen Schnecken schlauer, stärken das Herz….
Diese Eigenschaften eines Kakao-Inhaltsstoffes werden dann gern generell auf Schokolade übertragen – ungeachtet des spezifischen Kakaogehalts und der weiteren Zusammensetzung.
(Nebenbei bemerkt überleben die berühmten Flavonoide, wasserlösliche sekundäre Pflanzenstofffe, den Herstellungsprozess der Schokolade oft nicht – sie werden ausgewaschen.)
Zusätzlich können kritische Konsumenten ihr soziales Gewissen noch mit Fairtrade- und Bio-Siegeln beruhigen. Kakaoproduktion ist dann nicht länger die kapitalistische Ausbeutung der Landbevölkerung, sondern eine sozial-verantwortliche Solidaritätsbekundung.
Immer neue Studien sollen den gesundheitlichen Nutzen von Schokolade nachweisen und die gehaltvolle Süßigkeit als Superfood oder Brainfood adeln. Das würde ihren Verzehr unter völlig neuen Gesichtspunkten rechtfertigen. Dann hieße es nicht mehr „Ich esse Schokolade, weil sie mir schmeckt.“ sondern „Ich esse Schokolade, weil sie mir nützt.“ Und der Gewichtszuwachs konnte damit gerechtfertigt werden, dass die geistige Leistungsfähigkeit potenziert würde – eine wunderbare Ausrede für Zusatzkilos.
Fast alle dieser Studien halten einer kritischen Durchsicht nicht stand.
Warum wird trotzdem immer wieder fragwürdige Schoko-„Forschung“ publiziert?
Viele Wissenschaftler essen selbst gern Schokolade. Außerdem sind der Handel und die Produktion mit Kakao-Produkten ein Millionenmarkt. Durch die Veredlung des Rohstoffes Kakao in diverse Süßigkeiten entstehen enorme Gewinne - 2003/2004 wurden fast 40 % der Kakao-Welternte in der EU und der Schweiz verarbeitet.
Auch wenn die Süßwarenkonzerne die Studien nicht direkt in Auftrag geben und unmittelbar beeinflussen, dürften ihre Lobbyisten weit verbreitet sein und viel Einfluss haben.
In den meisten Schoko-Studien wird bestenfalls die Wissenschaft durch den Kakao gezogen.
So auch in der neuesten Publikation zu diesem Thema:
“Neurovascular coupling, cerebral white matter integrity, and response to cocoa in older people” von Farzaneh A. Sorond et al heraus (August 7, 2013, doi: 10.1212/WNL.0b013e3182a351aa Neurology 10.1212/WNL.0b013e3182a351aa).
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