Rankings von Hochschulen sind und bleiben ein Dauerthema.
Interessant ist dabei, dass sich die meisten Diskussionen um die Forschungs-Rangfolgenbildung drehen und die Lehre sehr am Rande erwähnt wird. Dabei dürfte es für den allergrößten Teil der Studierenden wesentlich wichtiger sein, ob ihre Professoren oder Dozenten sich Zeit für gute Lehre nehmen, und nicht, wie viele Beiträge sie in „Science“ oder „Nature“ publiziert haben.
Im Folgenden hat „PULS.“ zu diesem heißen Thema einige Stimmen aus aktuellen Interviews und Publikationen gesammelt:
In dem ZEIT-online“-Interview „Das ist nicht seriös“ mit dem Charité- Vorstandsvorsitzenden Prof. Karl Max Einhäupl kritisiert der Charité-Chef vor allem die Aussagen und Auswirkungen derartiger Internationaler Rankings auf die Forschung. Dadurch würde in erster Linie Mainstream-Forschung positiv bewertet und damit gefördert, was negative Auswirkungen auf die Vielfalt der Forschung habe.„Rankings vermitteln den Anspruch, wissenschaftliche Leistungen exakt zu messen. Dabei reduzieren gerade die internationalen Rankings die Wirklichkeit in unzulässiger Weise. Sie erfassen quantitative Indikatoren – Zahl der Publikationen, Fördergelder, Ansehen bei den Professoren – über alle Fächer, rühren sie zusammen und erstellen daraus einen Wert, der den Platz im Ranking bestimmt. Das ist nicht seriös.“ so Einhäuptl im Gespräch mit der „ZEIT“.
Im Interview geht es ausschließlich um Forschung, erst in den Kommentaren bemerken einige LeserInnen, dass es den normalen Studierenden wahrscheinlich ziemlich egal sei, welche Forschungsreputation seine/ihre Uni hat: „Jemand, der ein ordinärer Arzt oder Lehrer werden möchte, ist vielleicht sogar besser beraten, zu einer Uni zu gehen, in der Professoren arbeiten, die Zeit haben, sich um sie zu kümmern anstatt ihr Hauptaugenmerk auf die Forschung zu legen. Jemand, der nicht selbst in die Forschung will, sondern einfach nur eine solide Ausbildung braucht, hat vielleicht von anderen Unis mehr.“ (von „greuel“, 27.08.2011 um 11:54 Uhr gepostet)
Hochschulpolitiker zum Ranking
Ein Zitat der Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Professor Dr. Margret Wintermantel fasst die derzeitigen Hauptkritikpunkte an internationalen Rankings zusammen:
„Alle großen internationalen Rankings wie das Shanghai-Ranking oder das des Times Higher Education Supplement basieren auf höchst zweifelhaften methodischen Ansätzen. Aus Mangel an international vergleichbaren Daten wird vor allem auf Datenbanken mit bibliographischen Informationen zurückgegriffen. Diese erfassen aber nur einen Teil der tatsächlich veröffentlichten Literatur, die Zuordnung der Autoren zu einer bestimmten Einrichtung ist oft nicht möglich, Geistes- und Sozialwissenschaften werden kaum erfasst und der angelsächsische Sprachraum wird bevorzugt. Soweit auf so genannte Expertenurteile zurückgegriffen wird, besteht das Problem des zu geringen Rücklaufs. Diese seit einiger Zeit bekannten Probleme wurden jetzt in einer Studie der Europäischen Rektorenkonferenz (EUA) noch einmal ausführlich belegt.
„Rankings erfassen zudem nur drei bis fünf Prozent der weltweit vorhandenen knapp 17.000 akademischen Institutionen“, so die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Professor Dr. Margret Wintermantel heute in Berlin. „Sie leisten also keinen substanziellen Beitrag zu mehr Transparenz – weder für international mobile Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch für die strategischen Planungen der Hochschulleitungen. Zu denken gibt, dass immer mehr Hochschulen viel Geld in die Verbesserung ihrer Ranking-Positionen investieren statt das Geld wirklich in die Verbesserung von Forschung und Lehre zu stecken.““ (Quelle: “Internationale Rankings bleiben fragwürdig: Neue Wege einschlagen“, Kooperation international (eine Initiative des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung).
Was Studierende wirklich wollen…
Mit internationalen Ranking-Methoden beschäftigt sich auch die Publikation „Rankings im Wissenschaftssystem – Zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ (Publikation zur Konferenz der Friedrich-Ebert-Stiftung am 17. März 2011, Angela Borgwardt).
Der Beitrag „Internationale Rankings – Wie kann man sie besser machen?“ von Angela Borgwardt (S. 51 – 58) enthält kritische Stimmen zum Internationalen Ranking: Professor Dr. Margret Wintermantel merkt an, dass die derzeitigen internationalen Rankings auf anglophone Hochschulen, nicht aber die stark differenzierten europäischen Hochschulen zugeschnitten seien.
Der Beitrag enthält sogar eine der seltenen Aussagen zum Ranking und seinen Aussagen zur Lehre: „Jan Krüger, Bundesvorstand der Juso-Hochschulgruppen meint dazu: „Von der Vorstellung, dass Lehr-Rankings für Studieninteressierte von großer Bedeutung für die Studienwahl sein könnten, zeigte sich Krüger nicht überzeugt. Wichtiger seien meist andere Kriterien, wie z. B. die kulturelle Attraktivität und Atmosphäre einer Stadt, die geografische Nähe zu Elternhaus und Freundeskreis, die Qualität der Hochschulberatung und die Atmosphäre vor Ort, aber auch persönliche Empfehlungen. Wesentliche Aspekte seien, wo die Studieninteressierten mit ihren Fragen auf Verständnis treffen, nützliche Informationen bekommen und „sich aufgehoben“ fühlen. Dies würde die Studienwahlentscheidung viel mehr beeinflussen als der Rangplatz einer Hochschule oder eines Faches in einem Lehr-Ranking. Wenn internationale Studierende Rankings stärker zur Hochschulwahl nutzen, sei dies eher Ausdruck davon, dass ihr Studium häufig mit hohen Kosten verbunden ist. Nach Ansicht von Krüger würden Lehr-Rankings sicherlich Steuerungswirkungen entfalten, doch sei es sehr fraglich, ob diese dann im Interesse der Studierenden wären.“
“PULS.”-Fazit: Augen auf beim Ranking-lesen und Gerankt-werden!
Zum nationalen CHE-Ranking an bundesdeutschen Hochschulen gibt es umfangreiche Informationen zu Methoden und Kritik im „PULS.”-Dossier “CHE-Ranking/Ranking“.
Und das nächste CHE-Ranking für unseren Fachbereich steht für diesen Herbst vor der Tür…
Bettina Wurche