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PULSmesser: Schlaraffen-Würg

"PULSmesser" - die Kolumne

"PULSmesser" - die Kolumne

Es war einmal die mächtige Burg Niederrad, in der sich viele ausgebildete Mediziner tummelten und sich den Leiden des Volkes widmeten. Den lieben langen Tag über rannten sie hin und her, operierten, pflegten und heilten.

An diesem Ort gab es auch Gebäude zur Ausbildung der nächsten Generation der Heiler. Sie lernten, wie sie mit anatomischen, chemischen und biologischen Kenntnissen den Menschen zur Gesundung verhelfen konnten. Dafür war es wichtig, genauso gut gestärkt wie die großen Vorbilder an ihren Teil der Arbeit -das große Paket des Lernstoffs- heranzugehen. Unbedingt notwendig war dafür wiederum ein ausgewogenes Mahl zur Mittagszeit.
Für diesen Zweck gab es in nächster Umgebung eine große Burgküche, an der sich zur Mittagszeit sowohl die medizinischen Schüler als auch Ihre Lehrer und die Ärzte versammelten, um gemeinsam zu speisen.
Es gab zwar nur wenige Sitzgelegenheiten, allerdings waren letzten Endes doch meist weniger Menschen zum Speisen dort, als eigentlich den Umständen nach als zu erwarten gewesen wäre.
Vielerorts wurde gemunkelt, ob vielleicht böse Zauberer hinten in der Küche das Essen rührten, brieten und kochten. Immer und immer wieder das gleiche Essen kam versalzen, verkocht, matschig oder verfettet auf den Tisch. Mühsam versuchten die Lernenden ein auf den anderen Tag, ihre hungrigen Bäuche damit zu füllen. Ebenso erging es den Ärzten, die mit von dem Essen brennenden Kehlen zurück an ihre Operationen gehen mussten, nachdem sie dafür verhältnismäßig viele Dublonen an den Küchen-Verwalter hatten abdrücken müssen.
So versuchten alle halbwegs Gesättigten, sich auf ihre Arbeiten zu konzentrieren, während das seltsame Gemisch in ihren Bäuchen sich wand und begann, ein Eigenleben zu führen. Als Mediziner lernte man genau, wie sich die Nahrung zusammensetzen sollte, dass frisches und sorgfältig zubereitetes Essen am wertvollsten für den Körper und den Geist und damit ebenso notwendig wie unumgänglich für ein gewissenhaftes Lernen und Arbeiten ist.
Traurig machte es daher umso mehr, mit welcher Gleichgültigkeit die Speisen für die Menschen, die für das gesundheitliche Wohlergehen des Volkes tätig waren, organisiert und zubereitet wurden.

Auffällig und weit dramatischer sah das Ganze aus einem weiteren Blickwinkel betrachtet aus: Schließlich war allgemein bekannt, dass die großen Rechtsgelehrten und Philosophen, Sprachwissenschaftler und Theologen auf der Westburg und der Riedberg-Burg Burgküchen besaßen, die wahrem Wunschdenken entsprungen zu sein schienen. Und sie hofften, dass eines Tages eine gute Küchenfee mit einem Küchenzauber auch ihre Burgküche in ein Schlaraffenland verwandeln würde.
Immer wieder versuchten die Studenten der Medizin nachzuvollziehen, aus welchen Gründen ihnen eine derartige Zuwendung verwehrt blieb, jedoch konnten sie bis heute zu keiner plausiblen Erklärung gelangen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann hoffen sie noch heute…

Hofschriftling Auris

5 Kommentare

  1. ich hoffe so sehr,dass sich die nahrungssitation noch in den nächsten 3 jahren ändert, damit ich auch noch was davon hab :)

  2. Küchenfee0815

    19/01/2012 @ 01:54

    Es ist immer wieder erstaunlich wie die Menschen die eigentlich die Speisen veredeln sollen sie so dermaßen versauen… zum einen ist saisonal und frisch kochen um einiges günstiger sowie gesünder und vor allem schmackhafter als dieses verdammt fertiggedöns… solche schwarzen Schaafe versauen einer ganzen branche den ruf…

  3. Sehr schöner Artikel!
    Hinzu kommt, dass auch wir Medizinstudenten unseren Beitrag für das Studierendenwerk zahlen.
    Nur leider nichts davon haben, außer wir besuchen die anderen Campusse.
    Wird Zeit, dass sich das ändert!

  4. genialer artikel!!!
    bleibt wohl nur zu hungern oder jeden tag pizza in der kälte zu essen :P oooooder vielleicht liest es ja mal jemand, der mitleid mit uns hat und an besagten umständen und preisen mal was rütteln kann…

  5. Sehr gut geschrieben!! Man darf auch nicht vergessen, dass die anderen Mensen im Campus Westend usw. deutlich günstiger sind als unsere Uniklink-Mensa. Vielleicht geht man ja davon aus, das Medizin/Zahnmedizinstudentin besonders viel Geld haben??!!