Palliativmedizin gehört im Medizinstudium dazu.
So wie das Sterben zum Leben gehört.
In dem Beitrag “Von Sterbenden kann man viel lernen” (Spiegel Online) berichtet die Maike de Wit, Chefärztin der Krebsstation im Vivantes Klinikum in Berlin-Neukölln, von ihrem alltäglichen Umgang mit Tod und Erinnerung und wie diese belastende Arbeit mit ihrem Leben vereinbar ist.
Der Artikel gibt einen sehr persönlichen Eindruck dieser belastenden beruflichen Situation wieder. Neben dem Artikel sind auch die Kommentare der LeserInnen interessant: Viele begreifen nicht, dass Frau Dr. de Wit einen persönlichen Eindruck geschildert hat und keine allumfassende Lösung und bringen teils peinlich banale und pauschale Anschuldigungen gegen „Die Ärzte“ und „Die Kirche“ vor. Allerdings melden sich auch einige Ärzte zu Wort, die ihrerseits einfühlsam über ihre Zeit auf Palliativstationen schreiben.
Dabei geht es in dem Bericht vor allem darum, wie Ärztinnen und Ärzte zu einem Umgang mit diesem sehr belastenden Krankenhausalltag finden können.
Die Palliativmedizin ist mittlerweile ein fester Bestandteil des Medizinstudiums:
„Seit 2009 steht Palliativmedizin verpflichtend im Medizin-Curriculum. Bei uns wurde das schwierige Thema bisher vor allem von den Allgemeinmedizinern mit unterrichtet, da viele Hausärzte mit solchen Situationen in ihrem Alltag konfrontiert werden. Ich selbst habe im Rahmen des PJ-Seminar zu onkologischen Themen angeboten. Und jedes Mal kamen wir dabei auf die Palliativmedizin, es war deutlich zu merken, wie wichtig dieses Thema für die Studierenden ist. Daraufhin habe ich es standardmäßig integriert. Seit dem letzen Wintersemester bieten wir nun eine feste interdisziplinäre Vorlesung „Palliativmedizin“ an, Herr Dr. Schäfer aus dem Institut für Allgemeinmedizin ist z.B. auch daran beteiligt. Ab diesem Semester kommt das Wahlpflichtfach dazu.“ hatte Frau Dr. Gog, die die Frankfurter Palliativ-Station leitet, dazu im „PULS.“-Interview gesagt.
Sie hatte auch sehr deutlich ausgesprochen, dass Palliativmediziner einen individuellen Weg finden müssten, mit dem Tod leben zu können.
Dies ist ein wichtiger Aspekt in der Palliativmedizin, der heute zunehmend schon im Studium thematisiert wird. Mit einem Burnout besonders engagierter Menschen ist niemandem geholfen. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, etwa, Supervisionen anzunehmen und irgendwann Dienstschluss oder Urlaub zu haben.
Lesen Sie hier das vollständige “Interview: Frau Dr. Gog zum Wahlpflichtfach Palliativmedizin”
Weiterhin wird in der palliativmedizischen Ausbildung auch die Gesprächsführung mit Patienten und Hinterbliebenen zunehmend thematisiert und vor allem geübt.
Neben der fachlichen Ausbildung ist die seelsorgerische Unterstützung von großer Bedeutung. Im Frankfurter Universitätsklinikum sind evangelische und katholische Geistliche bereit, mit jedem Menschen, der Rat und Trost sucht, zu sprechen. Unabhängig seiner konfessionellen Zugehörigkeit. Mit Patienten, deren Angehörigen und den Menschen, die dort arbeiten.
Bettina Wurche