Prüfungsatmosphäre: Adrenalin liegt in der Luft
Schweiß, Stress und Hitze liegen in der Luft. Der Sauerstoffgehalt auf dem Gang des OSCE-Parcours fällt rapide, der Adrenalin-Gehalt steigt fühlbar.
Die Anspannung der Prüflinge ist Materie geworden.
Ein langer Gang, von dem zahlreiche Türen abgehen. Hinter (fast) jeder Tür lauert eine Prüfungssituation.
Auf dem Gang sind zwei identische Parcours eingerichtet, der Blaue und der Rote.
Die Prüfung folgt einer festgelegten Choreographie: Die Prüflinge „tanzen“ nach den schrillen Tönen der Trillerpfeife durch den Parcours: Je eine Minute bleibt Ihnen zum Lesen der Aufgabe und 5 Minuten zu deren Durchführung.
Die Aufgaben können die Untersuchung eines Patienten, eine Anamnese-Erhebung oder die Vorstellung eines Patienten beim Oberarzt sein. Das Wissen über den Patienten muss erfragt, ertastet und kommuniziert werden. Aufgrund der vorliegenden Befunde müssen die Geprüften entscheiden, welche weiteren Untersuchungen durchzuführen wären und eine erste Diagnose erstellen.
Und das alles unter Zeitdruck!
Simulationspatienten
Die Räume beim OSCE-Prüfungs-Parcours sind so realitätsnah wie möglich gestaltet.
Die „Patienten“ sind nicht echt. Aber sie werden täuschend echt gespielt. Je nach geforderter Erkrankung ist der Simulationspatient von Aussehen, Statur und Alter dementsprechend. Extreme Charaktere waren in diesem OSCE nicht dabei, aber auch aufgelöste, genervte oder deeskalierende Patienten ließen sich simulieren.
Die Simulationspatienten schildern ihre Sorgen und gesundheitlichen Probleme, oder Schmerzen und Angst. Die Simulationspatienten werden vom Simulationspatientenzentrum, das von Frau Dr. Flaig und Frau Dr. Kujumdshiev gemeinsam gegründet und ehrenamtlich geleitet wird, zur Verfügung gestellt. Finanziert wird das Zentrum vom Fachbereich.
Einige Rollen werden auch von Medizinstudierenden aus höheren Semestern, mit OSCE-Erfahrung, gespielt. Sie bemühen sich um Realitätsnähe und lassen den Prüfling in Ruhe untersuchen.
OSCE: Prüfung total
Die OSCE-Prüfung ist eine sehr beeindruckende logistische Leistung, sowohl von den Studierenden als vom Organisationsteam wird
viel abverlangt, damit alles reibungslos abläuft.
Nicht nur das rein medizinische Wissen wird abgeprüft und benotet, sondern auch der methodische Ablauf und der Umgang mit den Patienten.
85 Studierende wurden an diesem Tag in 6 Durchgängen mit je zwei Parallel-Parcours von mehr als 50 Personen (Ärzten, studentischen Hilfskräften sowie Simulationspatienten) geprüft, gescheucht und gelotst.
Bei insgesamt 8 Stationen kommen mit allen Vor- und Nachbereitungszeiten je etwa 55 Minuten zusammen. Die Kombination aus geistiger und körperlicher Arbeit schlaucht die Prüflinge sichtbar. Selbst nach Beendigung der Prüfung fällt der Stresspegel nicht gleich ab. Den Prüfern, die mitunter den ganzen Tag, dann allerdings in unterschiedlichen Stationen, in 5-Minuten-Schritten voll konzentriert sein müssen, wird ebenfalls viel abverlangt.
Im Oktober haben unter 200 Studierende am Innere Medizin-OSCE teilgenommen, im nächsten April werden es über 700 sein!
OSCE ist ein Prüfungssystem, das nicht nur geistige sondern auch körperliche Leistungen von den Prüflingen abfordert. Obwohl es extrem anstrengend ist, sind die Studierenden von “Objective Structured Clinical Evaluation” begeistert.
Lesen Sie dazu auch das “PULS.”-Interview mit Frau Dr. Kujumdshiev „OSCE: Objective Structured Clinical Evaluation“.
Zur Geschichte und zum Ablauf eines OSCE ist außerdem der „Via-medici“-Beitrag „OSCE – das neue Prüfungssystem“ von Frau Dr. Kujumdshiev vom 12. 08. 2004 sehr lesenswert.
bw