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Johann Andreas Eisenbarth „Dr.“ Eisenbarth – Wanderchirurg und Okulist

„Ich bin der Doktor Eisenbarth,
widewidewitt, bum bum,
Kurir die Leut nach meiner Art,
widewidewitt, bum bum […]“

so geht ein bekanntes Spottlied über den Wanderchirurgen Johann Andreas Eisenbarth.

Entgegen dem Spottlied, das ihn als Kurpfuscher verhöhnt, war Eisenbarth ein sehr angesehener Wundarzt und Okulist (Starstecher) seiner Zeit.
Damals war die Chirurgie ein Handwerksberuf, und wurde nicht studiert, sondern wie ein Handwerk erlernt. Ein Okulist führte vor allem den „Starstich“ aus: eine einfache Operationsmethode zur Behandlung des Grauen Stars. Dabei wird mit einer „Starstichnadel oder einem schmalen Messer in das Auge gestochen und die getrübte Linse weggeschoben. Ohne die Trübung kann der Patient oft wieder sehen, ohne die fehlende Linse allerdings mit einer starken Übersichtigkeit. Durch die hygienischen Mängel kam es nach derartigen Operationen oft zu schweren Infektionen.Johann Andreas Eisenbarth wurde 1663 in Oberviechtach geboren.
Im Alter von 10 Jahren ging er bei seinem Schwager Alexander Biller in die Lehre und lernte Chirurgie und Wundarzneikunde. Biller war ein erfolgreicher Okulist, Steinschneider (Chirurg zur Entfernung von Blasensteinen) und Bruchschneider (Chirurg für Leistenbrüche) in Bamberg.
Eisenbarth legte nach mehr als 10-jähriger Lehr- und Wanderzeit sein Gesellenstück ab: Einen Starstich bei einem 50-jährigen Mann (wikipedia: Johann Andreas Eisenbarth).
Dann reiste er als Wanderchirurg in Deutschland umher und praktizierte seine Handwerk auf Jahrmärkten, dabei kam er auch regelmäßig nach Frankfurt am Main.

Prof. Marion Ruisinger (Deutschen Medizinhistorisches Museum Ingolstadt) zitiert aus einem historischen Lehrbuch der Chirurgie die Voraussetzungen, die ein Chirurg um 1700 haben musste: “Er soll jung sein, eine ruhige Hand haben, darf nicht zittern, muss scharfe Augen haben, muss rechts- und linkshändig sein, aber ganz besonders wichtig war, dass er dieser Situation gewachsen war, der Operation, bei der der Patient laut schrie. Und deswegen muss er unerschrocken sein, und wo es nötig, unbarmherzig.”

Wegen der großen Infektionsgefahr reisten die meisten Chirurgen schnell weiter, ohne Genesung oder Tod der behandelten Patienten abzuwarten. Johann Andreas Eisenbarth hingegen soll oft die Genesung der von ihm Operierten abgewartet haben und kam regelmäßig wieder in die gleichen Städte. Das spricht dafür, dass er gewissenhaft arbeitete und vielen seiner Patienten tatsächlich half.
Durch seine Geschicklichkeit und sein Wissen gewann er hohes Ansehen als Wundarzt und Starstecher und wurde schließlich zum Augenarzt am Preußischen Hof ernannt: 1716 war er vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. nach Stargard gerufen worden, um einen  preußischen Offizier zu behandeln. Ihm war am rechten Auge eine Kugel in den Kopf eingedrungen. Eisenbarth schnitt die Kugel am linken Auge erfolgreich aus dem Kopf heraus und wurde daraufhin Anfang 1717 zum preußischen Hofrat und Hof-Augenarzt ernannt (wikipedia: Johann Andreas Eisenbarth),

Der Wanderchirurg Eisenbarth hatte durch seine umfassenden Privilegien (Rechte) ein großes Einzugsgebiet für seine Betätigung und bekam sogar die Erlaubnis, eigene Wundarzneien herzustillen und zu vertreiben. Allerdings durfte er nur Arzneien zur äußeren Anwendung produzieren, denn die Innere Medizin lag im Zuständigkeitsbereich der studierten Mediziner.
Erst nach Eisenbarth – vielleicht sogar durch seinen Einfluss – wurde aus dem Chirurgenhandwerk eine akademische Ausbildung (puls.: „Vorgestellt: Lorenz Heister – „Erfinder der Chirurgie““).

Bettina Wurche

 

 

 

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