Artikelformat

Interview: Herr PD Dr. Ehrlich ist für seine sehr gute Lehre ausgezeichnet worden.

Herr PD Dr. Joachim Ehrlich ist am 24.05.2011 mit dem mit 10.000 € dotierten “1822-Universitätspreis für exzellente Lehre” ausgezeichnet worden (2. Platz).
Herr Dr. Ehrlich ist Oberarzt in der Kardiologie.

„PULS.“: „Herr Dr. Ehrlich, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Preis! Kam die Auszeichnung für Sie überraschend?“
J. E.: „Die Studierenden hatten mich vorher informiert, dass sie mich für den Preis vorgeschlagen hatten und ich in einer Umfrage nominiert worden bin. Insofern war es nicht so überraschend. Ich habe mich natürlich sehr darüber gefreut.“

„PULS.“: „Was sind die methodischen Besonderheiten Ihres Lehrkonzepts?“
J. E.: „Ich versuche, in den Vorlesungen einen hohen Wachheitsgrad aufrecht zu erhalten, indem ich den anspruchsvollen Lernstoff unterhaltsam und interaktiv zu vermitteln versuche. Dabei drücke ich manchmal einem Studierenden einfach das Mikro in die Hand und frage „Was sehen Sie auf dem EKG?“. Das hält die Zuhörer wach und drängt sie zum Mitdenken. Außerdem beziehe ich die Studierenden ein und versuche, das passive Wissen der Gruppe zu aktivieren. In der Gruppe ist immer schon sehr viel Faktenwissen vorhanden und wenn man das alles Stück für Stück zusammenträgt, können viele Fälle gemeinsam gelöst werden. Wenn die Studierenden selbst auf die Lösungen kommen, halte ich das ein nachhaltigeres Lernen, als wenn ich die Lösungen einfach so präsentiere.“

„PULS.“: „Was ist Ihre Motivation, sich so stark in der Lehre zu engagieren? Und wann haben Sie damit begonnen?“
J. E.: „Ich habe in meinem eigenen Studium viele Negativ-Beispiele erlebt. Die Vorlesungen an deutschen Universitäten waren schon damals sehr schlecht. Durch meine Auslandsaufenthalte in den USA, England und Südafrika habe ich dann erfahren, dass man Lehre besser machen kann.
Für mich persönlich ist es wichtig, fachlich qualifizierte aber auch unterhaltsame Vorlesungen zu halten. Wenn der Hörsaal von Woche zu Woche leerer wird, ist das für mich eine persönliche Niederlage.
Lehrbeauftragter des Zentrums für Innere Medizin bin ich übrigens eher zufällig geworden, weil mein Chef mir die Aufgabe übertragen hat. Obwohl ich dafür eigentlich neben den vielen anderen Aufgaben eines Oberarztes keine Zeit mehr hatte, hatte ich den Anspruch, mich in diesen Job auch richtig reinzuknien. Schließlich hätten sonst die Studenten darunter zu leiden gehabt und das wäre unfair gewesen.
Es macht mir auch wirklich Spaß, mein Wissen weiterzugeben. Ich möchte Studenten und jüngere Mitarbeiter an meinen Erfahrungen teilhaben lassen, damit sie selbst nicht wieder alle Erfahrungen selbst machen müssen. Außerdem hat man mit Vorlesungen auch die Möglichkeit, die jungen Leute für bestimmte medizinische Gebiete zu begeistern. Ich halte beispielsweise die internistische Vorlesung am Beginn des klinischen Studienabschnitts und sehe das als Chance, positiven Einfluss zu nehmen.“

„PULS.“: „Ihr Kardiologie-Skript gilt als sehr gut. Was beinhaltet das Skript?“
J. E.: „Ich halte nichts davon, meine Vorlesungsfolien einfach so zum `Runterladen und Nachlesen herauszugeben. Sie zeigen nur Teile des Vorlesungsinhalts, viele relevante Informationen laufen nebenher und sind auf den Folien nicht erfasst. Darum habe ich für meine Vorlesung ein Skript erstellt, in dem diese Informationen zusammengefasst sind. Skript und Vorlesung sind zu einem gewissen Masse redundant.
Das Kardiologie-Skript wird jedes Semester evaluiert, mit den konstruktiven Vorschlägen der Evaluierung kann ich das Skript dann weiter verbessern. Ich denke, dass den Studierenden damit mehr geholfen ist, als mit einem Stapel unkommentierter Vorlesungsfolien.“

„PULS.“: „Auch die EKG-Pocket-Card wurde als besonders gut bewertet. Was verbirgt sich dahinter?“
J. E.: „Ein Doktorand von mir hatte die Idee, die wichtigsten Aspekte der EKG-Befundung auf einer kleinen Karte für die Kitteltasche zusammenzufassen. Zusätzlich stehen Erklärungen aus dem Skript dabei. Die Studierenden waren von der Idee begeistert, ich sehe jetzt immer mehr PJ-ler, die diese „Pocket-Card“ nutzen.“

„PULS.“: „Die EKG-Pocket-Card ist also so eine Art EKG-Spickzettel. Mit welchen Methoden bringen Sie Praxisnähe in Ihre Lehrveranstaltungen?“
J. E.: „Ich bringe häufig Patienten mit in die Vorlesung. Die Studierenden dürfen dann die Anamnese vornehmen, das ist eine gute Übung.
Außerdem biete ich noch einen Wahlpflicht-Kurs an: „Kardiologische Intensiv-Visite“. Da nehme ich einzelne Studierende mit auf die Intensiv-Station. Dabei geht es vor allem darum, die Nachwuchs-Mediziner mit dieser Situation auf der Intensiv-Station zu konfrontieren, das ist für viele erst mal ein Schock, weil die meisten mit dieser Form der Medizin während ihres Studiums keine Exposition bekommen. Sie sollten den Umgang damit meiner Meinung nach aber während ihres Studiums lernen.“

„PULS.“: „Haben Sie den Eindruck, dass sich die Leistungen der Studierenden durch ihr Lehrkonzept verbessert haben?“
J. E.: „Das kann ich nicht beurteilen, ich kann nur hoffen, dass mein Lehrkonzept zur Verbesserung der Ausbildung beiträgt.“

„PULS.“: „Welche Wünsche hätten Sie, um Ihre Lehre noch weiter verbessern zu können?“
J. E.: „Eine wirklich sinnvolle Idee wäre, eine intensivere hochschuldidaktische Ausbildung anzubieten. Bis jetzt wird zwar schon ein kleiner Kurs dazu angeboten. Das ist aber ein Crash-Kurs, der gut ist aber vielleicht nicht in jedem Fall ausreicht. Diese Didaktik-Schulung könnte deutlich intensiviert werden, mit mehr Information über zur Verfügung stehende Methoden und einer anschließenden Evaluierung der Vorlesung durch einen Pädagogen.
Ich denke, dass meine Vorlesungen schon gut sind (auch als Zeichen dafür habe ich den 1822-Preis entgegen genommen), aber durch professionelle Unterstützung könnte ich sie noch gezielter verbessern. Allgemein wünsche ich mir, dass das Engagement in der Lehre eine höhere Wertschätzung bekommt.“

„PULS.“ dankt Herrn PD Dr. Ehrlich für das engagierte Interview.
Das Interview führte „PULS.“-Redakteurin Bettina Wurche.

Bettina Wurche

Kommentare sind geschlossen.