Artikelformat

Vorgestellt: Ignaz Semmelweis – der „Erfinder“ der Krankenhaushygiene

Inganz-SemmelweisDer „Erfinder“ der Krankenhaushygiene Ignaz Semmelweis (1818 – 1865) war ein ungarischer Arzt in Österreich-Ungarn.
Er wurde rechts der Donau in Buda geboren und studierte auf der anderen Seite des Flusses in Pest  Rechtswissenschaft(Buda und Pest sind heute Stadtteile der ungarischen Hauptstadt Budapest). Erst 1838 begann er, in Wien Medizin zu studieren.
1846 begann er, als Assistenzarzt in der geburtshilflichen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien zu arbeiten. Die Müttersterblichkeit war damals hoch, vor allem in den Krankenhäusern starben sehr viele Frauen am Kindbettfieber. Frauen aus wohlhabenden Familien brachten ihre Kinder zu Hause zur Welt, ärmere Frauen, die sich keinen Arztbesuch leisten konnten, mussten ihre Kinder in städtischen Krankenhäusern entbinden.
Das Kindbettfieber ist eine schwere, bakterielle Wundinfektion -  mit Fieber, mit eitrigen Entzündungen am ganzen Körper und schließlich der Zersetzung der inneren Organe.

In der geburtshilflichen Klinik, in der auch Semmelweis arbeitete, lag die Müttersterblichkeit meist zwischen 5 und 15 %, manchmal erreichte sie aber auch 30 %. Eine grauenvoll hohe Letalität.
Es war bekannt, dass auf den Stationen, auf denen Ärzte und Studenten arbeiteten, wesentlich mehr Frauen am Kindbettfieber starben, als auf der zweiten Station, die durch Hebammen betreut wurden. Aber der Zusammenhang war unbekannt, vielfach erklärten die Ärzte die Todesfälle mit den atmosphärischen  Einflüssen in Wien. Aber nicht in ganz Wien, sondern nur im Krankenhaus häuften sich die Todesfälle. Auch der Unterschied in der Mortalität zwischen den beiden Wöchnerinnen-Stationen brachte Semmelweis zum Nachdenken. Er forschte nach der wahren Ursache. Aber gerade durch seine Untersuchungen infizierte er noch mehr Frauen, so dass die Sterblichkeit auf seiner Station nochmals anstieg. Schließlich weigerten sich die Frauen, auf dieser Station zu entbinden.

Wenig später kam Semmelweis durch einen unglücklichen Zufall der Ursache des Kindbettfiebers auf die Spur: Bei der Sektion einer Verstorbenen wurde der Gerichtsmediziner Jakob Kolletschk mit einem Skalpell verletzt– und starb wenig später an einer Blutvergiftung. Semmelweis erkannte den Zusammenhang zwischen Blutvergiftung und Kindbettfieber und kam so auf die Spur, dass
von den Leichen eine Ansteckungsgefahr ausging.  “Die unbekannte Ursache, welche so entsetzliche Verheerungen anrichtete, war demnach in den an der Hand klebenden Cadavertheilen der Untersuchenden an der ersten Gebärklinik gefunden.”

Schließlich wies er seine Studenten an, sich nach den Sektionen verstorbener Frauen die Hände und Instrumente mit Chlorkalk oder Chlorwasser zu desinfizieren. Dadurch konnte 1848 endlich die hohe Müttersterblichkeit auf 1,3 Prozent gesenkt werden.
Das Robert-Koch-Institut würdigt seine Leistung in der Lehre und empfiehlt einen Ausschnitt aus dem rührseligen Film „Semmelweis – Retter der Mütter, DDR 1950: DEFA:
Die Unterweisung der widerborstigen Medizinstudenten und der Dank der Hebammen.

Semmelweis` Erkenntnisse wurden von seinen Kollegen nicht akzeptiert. Ganz im Gegenteil – die Mediziner reagierten empört auf den Vorwurf, dass sie selbst die Quelle des Übels sein sollten. Die hygienischen Maßnahmen setzte sich nicht durch und Semmelweiß` weitere Laufbahn als Arzt war nicht so erfolgreich wie von ihm erhofft. Er erhielt durch Widerstand und Intrigen seiner Kollegen nicht die ersehnte Professur.
Daher wechselte er 1850 an die Universität in Pest, wo er ab 1855 als Professor für Geburtshilfe lehren durfte. Von hier aus lieferte er sich hitzige Auseinandersetzungen mit den Kollegen in Wien.
Seine Ergebnisse und Erfahrungen publizierte er 1861 in dem Buch „Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers“ zusammen. Aber seine Vorstellungen von der Ursache des Kindbettfiebers, der mangelnden Hygiene der Ärzte, setzten sich nicht durch – er wurde weitestgehend ignoriert, nur wenige Ärzte unterstützen ihn.
Zutiefst frustriert verstarb er 1865 im Alter von nur 47 Jahren.

Nur wenig später, 1867, führte der schottische Chirurg Joseph Baron Lister eine Neuerung in der Chirurgie ein: Er besprühte das Operationsfeld mit Karbol. Durch diese erste systematische Desinfektion erreichte er einen  drastischen Rückgang der postoperativen Mortalität seiner Patienten. Es sollte noch eine weitere Ärztegeneration dauern, bis sich diese hygienischen Maßnahmen auch in der Geburtshilfe durchsetzten und die Wochenbett-Sterblichkeit in Krankenhäusern endlich signifikant verringert wurde.
Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Ignaz_Semmelweis

http://www.onmeda.de/persoenlichkeiten/semmelweis.html

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kalenderblatt/1416470/

Kommentare sind geschlossen.