Alle sprechen von Exzellenz.
Jede Universität sehnt sich danach. „Exzellent“ zu sein.
Die Exzellenzinitiative ist ein Förderprogramm des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen.
Was bedeutet diese Initiative für die Universitäten und was bringt sie eigentlich für die Studierenden?
Unis im Exzellenz-Wettstreit
Um in der Exzellenzbegutachtung weit nach vorn zu kommen, muss eine Universität alle Kräfte bündeln – nur dann kann sie auf der Bewertungsskala möglichst viele Punkte erreichen. Es erfolgt eine Konzentration auf die bewerteten Aspekte wie „Exzellenzcluster“, „Graduiertenkolleg“ und „Zukunftskonzept“.
Eine Hochschule ist aber mehr als diese bewerteten Kriterien: Sie besteht zu einem nicht unwesentlichen Teil aus der Lehre für viele Studierende.
Sowie die Exzellenzinitiative ins Spiel kommt, kann die Lehre mit der Forschung nicht mehr mithalten. Lehre ist eben viel schwieriger zu messen als Forschung. Der geistige Zuwachs im Studentengehirn ist schwieriger zu beziffern als die Anzahl der Publikationen oder die Höhe der eingeworbenen Forschungsgelder. Der extreme Wettbewerb spaltet die Hochschulen, so der Eliteforscher Michael Hartmann im Interview mit der Frankfurter Rundschau (FR: Wettbewerb spaltet die Hochschulen): „Das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung hat 2010 mehrere tausend Professoren gefragt. Nicht einmal ein Viertel von ihnen sagte, der Wettbewerb sei geeignet, den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken. Über die Hälfte war gegenteiliger Meinung. […] Die einzige Gruppe mit einer positiven Mehrheit waren jene Professoren, die ihre Stelle der Exzellenzinitiative zu verdanken haben.“ Die Meinung der Professoren ist eine Seite des Hochschulbetriebs.
Exzessive Exzellenz – wo bleibt die bessere Lehre?
Aber auch die Studierenden sehen das Streben nach Exzellenz sehr kritisch: Herausragende Leistungen in der Forschung haben keinen Einfluss auf die Lehre und sorgen schon gar nicht automatisch für deren Verbesserung: „Die Exzellenz kommt in der Lehre nicht an“ sagt u-AStA-Vorstand Till Oswald der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in dem Beitrag „Elite contra Lehre: Kritik an Exzellenzinitiative“ auf Studis online.
Ein gut organisiertes Graduiertenkolleg kann zwar für die Personen, die gerade promovieren, eine ausgezeichnete Unterstützung sein, aber das Gros der Studierenden profitiert davon nicht. Die Exzellenzinitiative hilft den Durchschnittsstudenten wenig, die stärkere Einbindung der Professoren in die neuen Exzellenz-Projekte kann sogar dazu führen, dass diese weniger Zeit für ihre Studierenden haben.
Bettina Wurche