Urin ist eine komplexe Bioflüssigkeit.
Die sterile Flüssigkeit ist – als Abfallprodukt des menschlichen Stoffwechsels – leicht und in größeren Mengen zugänglich, enthält nur wenige störende Lipide und Proteine und ist chemisch komplex. Urin enthält typischerweise zahlreiche Abbauprodukte aus dem breiten Spektrum der aufgenommenen Nahrung, Getränke, Drogen und Medikamenten, Umweltgiften, körpereigenen Abfallstoffen und Bakterien-Abbauprodukten. Das machte die vollständige chemische Analyse sehr aufwändig.
In einem siebenjährigen Projekt haben Forscher um Souhaila Bouatra, Farid Aziat, … et al nun erstmals das menschliche Urin-Metabolom vollständig aufgeschlüsselt: Sie haben über 3000 chemische Bestandteile und Metaboliten identifiziert (Bouatra, Aziat et al: „The Human Urine Metabolome“ ,PlosOne). Ein Metabolom fasst alle charakteristischen Stoffwechsel-Eigenschaften einer Zelle bzw. eines Gewebes oder Organismus zusammen (Wikipedia: Metabolom).
Dabei kam ein breites Methodenspektrum zum Einsatz: die computergestützte Literaturrecherche und umfassende quantitative metabolomische Analyse.
Das Ergebnis:
Die “Urine Metabolome Database” (UMDB: http://www.urinemetabolome.ca) mit der kompletten Liste aller identifizierten Komponenten.
Mindestens 3079 meßbare Metaboliten, von denen 1350 mengenmäßig bestimmt werden konnten. Mindestens 72 davon waren mikrobiellen Ursprungs, 1453 waren endogen und 2282 stammten exogen aus der Nahrung, von Drogen oder Medikamenten, Kosmetik oder anderem.
Das Metabolom des Urins könnte wertvolle diagnostische Daten liefern.
Denn: Grundsätzlich enthält Urin die gleichen chemischen Komponenten und Metabolite wie Blut. Die Nierentätigkeit sorgt aber dafür, dass diese Stoffe im Urin stärker konzentriert sind. Darum sind sie in dem flüssigen Stoffwechselendprodukt oft höher konzentriert und besser messbar.
Außerdem ist Urin leichter und in größeren Mengen zugänglich als Blut.
Die Patienten wären dafür sicherlich dankbar.