Seit einigen Jahren gibt es in den südlichen Bundesländern vermehrt Fälle von Hantavirus-Infektionen:
So traten zwischen November 2011 und März 2012 nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 349 Fälle auf, davon 18 in Hessen.
Hantavirus ist ein humanpathogenes Virus aus der Familie der Bunyaviridae und war bisher überwiegend aus Südostasien bekannt. In Deutschland ist nur der weniger gefährliche Erreger-Typ Puumala-Virus verbreitet, der leichte bis mittelschwere Krankheitsverläufe hervorrufen kann. Die Viruserkrankung beginnt wie eine Grippe, kann aber, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt wird, zu schweren Nierenschädigungen führen.
Virenschleuder mit Knopfaugen
Das Robert-Koch-Institut hat ein Hantavirus-Merkblatt herausgegeben, mit Informationen über die Krankheit und Vorgehensweisen zur Vermeidung einer Infektion.
Das meldepflichtige Hantavirus wird bei uns vor allem durch Rötelmäuse sowie andere Nagerarten übertragen. Die Infektion kann direkt durch einen Mäusebiss erfolgen, häufiger ist die Ansteckung über Inhalation erregerhaltigen Staubes, der Kot und Urin der infizierten Mäuse enthält. Die Mäuse leben überwiegend im Freien.
Rötelmäuse sind z. B. im Odenwald vor allem im Frühjahr im Wald gut zu beobachten: Die Vegetation ist dann noch niedrig und die possierlichen Nager sind im Liebesrausch gar nicht mehr scheu: Direkt neben Wegen tollen sie in geringem Abstand zu Spaziergängern übermütig miteinander herum. Später im Jahr sieht man sie in der höheren Vegetation dann nur noch selten. Dann verraten sie eher durch das Rascheln im alten Laub ihre Anwesenheit.
Rötelmäuse sind an ihrem rötlich gefärbten Rücken einfach zu erkennen. Normalerweise leben sie nicht in Häusern, wie ihre kleinen grauen Verwandten, die Hausmäuse.
Die Anzahl der Hantavirus-Infektionen schwankt von Jahr zu Jahr. In diesem Jahr war sie angestiegen, die Erklärung dafür ist die Populationsdynamik der Rötelmäuse: Im vergangenen Jahr gab es besonders viele Bucheckern – also eine „Buchenmast“, danach kam ein milder Winter. Die Mäuse hatten viele Nahrungsvorräte und keinen starken Frost auszuhalten, dadurch haben besonders viele Tiere überlegt und sich besonders vermehrt. Und mehr Mäuse bedeuten automatisch mehr Ansteckungsquellen.
Es besteht dennoch kein Grund dafür, Waldspaziergänge zu vermeiden, die Garage nicht aufzuräumen und sich allzusehr vor dem Hantavirus zu fürchten. Es kann aber nicht schaden, über die – reichlich unspezifischen - Symptome dieser Erkrankung informiert zu sein. Schließlich ist sie unter anderem für den Odenwald, eines der Frankfurter Naherholungsgebiete, nachgewiesen.
Bettina Wurche