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Ethik: Gedenkfeier und Beisetzung der Körperspender 2011

Beisetzung der Körperspender 2011

Beisetzung der Körperspender 2011

Die Gedenkfeier für die 43 Körperspender der Dr. Senckenbergischen Anatomie findet in der Trauerhalle des Frankfurter Hauptfriedhofes einen würdigen Rahmen.
In die Deckel der schlichten Urnen sind die Namen der Körperspender eingraviert: Die für den Präparationskurs anonymisierten Verstorbenen erhalten mit dieser Zeremonie ihre Namen zurück. Die Urnen sind umrahmt von Blumenschmuck, auf manchen steht ein Portrait des oder der Verstorbenen. Viele Hinterbliebene suchen vor dem Beginn der Feier noch einmal den direkten Kontakt mit der Urne ihres Angehörigen oder Freundes.
Die Gedenkfeier ist kein Gottesdienst, sondern eine Feier, auf der sich Angehörige der Verstorbenen und die Studierenden und Dozenten zu einem gemeinsamen Gedenken und Dank über die Konfessionen hinaus zusammen finden.

„Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt…

… geht nicht verloren.“ zitiert Herr Prof. Korf in seiner Rede Albert Schweitzer.
Eine Trauerfeier für 43 Personen sei so außergewöhnlich wie das Vermächtnis dieser Menschen, die ihre Körper für die anatomische Ausbildung gespendet haben. „Die Toten dienen den Lebenden, denn die authentische Kenntnis des komplexen menschlichen Körpers ist die entscheidende Grundlage für die Ausbildung von Ärzten und Zahnärzten.“
Mit dieser Gedenkfeier, so Herr Prof. Korf, sprechen die Lehrenden und Studierenden der Dr. Senckenbergischen Anatomie den Körperspendern ihren tiefen Dank aus, die Grabstätte ist das äußere Zeichen dieser Dankbarkeit.

Benjamin Walch dankt den Verstorbenen im Namen der Studierenden. Ohne diese Menschen, sagt er, die sich entschieden haben, ihren Körper der Universität zu vermachen, wäre die medizinische Ausbildung nicht denkbar. „Sie haben uns ihren Körper anvertraut, und wir sind verpflichtet, über den Tod hinaus ihre Würde zu respektieren.“
Er spricht auch darüber, dass die Anwesenden die Verstorbenen aus sehr  unterschiedlichen Perspektiven kennen gelernt haben: die Hinterbliebenen kannten den lebendigen Menschen, sein Äußeres und seine Stimme, die Studierenden haben nach dem Tod den Körper kennen gelernt: „Wir kennen diese Menschen, die heute begraben werden, sehr genau. Wir haben sie im Leben nicht gekannt, aber ihre Körper kennen wir in allen Einzelheiten. Wir werden diese Menschen nicht vergessen.“

Neben den Ansprachen bedanken die Studierenden sich auch mit feierlicher Musik und Gesang für dieses besondere Geschenk der Körperspender. Auch Vertreter der Kirchen, eine evangelische Pastorin und ein katholischer Pfarrer, kommen zu Wort.

Die Urnen werden von den Studierenden zur Grabstätte getragen und einzeln beigesetzt, die Hinterbliebenen nehmen noch einen letzten Abschied.
Mit einem gemeinsamen Glaubensbekenntnis und einem Segensspruch der Geistlichen findet die Veranstaltung ihren Abschluss.

PULS.“-Interview mit Benjamin Walch: Präp-Kurs – kein Kurs wie jeder andere

Nach der Beisetzung ergab sich noch die Möglichkeit zu einem kurzen persönlichen Gespräch mit Benjamin Walch, der den Körperspendern im Namen der Studentinnen und Studenten der Präparationskurse gedankt hatte:

„PULS.“: „Herr Walch, Sie haben im Namen der Studierenden eine bewegende Dankesrede für die Körperspender gehalten. Wie ist es Ihnen im Präparationskurs mit dem Vermächtnis Ihres Körperspenders gegangen?“
B. W.: „Es ist für mich überwältigend, dass jemand eine solche Entscheidung getroffen hat. Ich hatte das Gefühl, als ob mich im  Präparationskurs jemand an die Hand genommen hätte. Ich habe in dieser Zeit ein ganz besonderes Verhältnis zu dieser Leiche aufgebaut: gleichzeitig anonym und sehr persönlich.“

„PULS.“: „Was waren Ihre Beweggründe, heute diese Rede zu halten?“
B. W.: „Ich wollte damit den Körperspendern meine ganz persönliche Anteilnahme zeigen. Der Respekt gegenüber den Körperspendern war bei den Kurs-Teilnehmern immer spürbar. Darum wollte ich auch im Namen aller Studierenden heute noch einmal unsere Dankbarkeit ausdrücken.“

„PULS.“ dankt Herrn Walch für seine sehr persönlichen Antworten zu diesem sensiblen Thema.

Bettina Wurche

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