„Sind Rankings sinnvoll?“ fragt die Zeit-online.
CHE ist das Gütersloher Centrum für Hochschulentwicklung, getragen von der Bertelsmann-Stiftung und Hochschul-Rektoren-Konferenz (HRK). Das Centrum für Hochschulentwicklung ist nach eigener Aussage gemeinnützig. CHE versteht sich selbst als „Reformwerkstatt“ für das deutsche und europäische Hochschulwesen (CHE – Hochschulentwicklungsconcept 2005).
Zeit-online ist die Zeitung, die mit CHE eng zusammen arbeitet und regelmäßig deren Ranking-Ergebnisse veröffentlicht. In eben dieser Zeitung erschien jetzt ein ausführlicher Beitrag zum Pro und Contra von Hochschulrankings.
Was war passiert?
Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) hat eine Stellungnahme zum Thema CHE-Ranking abgegeben mit der Empfehlung: „Wissenschaftliche Evaluation ja – CHE-Ranking nein“. Garniert von einigen treffenden SozBlog-Beirägen (Blog der Deutschen Gesellschaft für Soziologie).
Die CHE-Ranking-Produzenten reagierten aufgeschreckt und ließen umgehend Gegen-Statements verlauten. Der Beitrag „Sind Rankings sinnvoll?“ auf Zeit-online lässt beide Seiten – die DGS und CHE – zu Wort kommen.
Soziologen beurteilen CHE-Ranking fachlich und wissenschaftspolitisch negativ
Die Stellungnahme der Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) existiert in einer kurzen und einer ausführlichen Fassung.
“Wissenschaftliche Evaluation ja – CHE-Ranking nein (Kurzfassung)”
Wichtige Kernsätze sind:
„Das CHE-Ranking weist gravierende methodische Schwächen und empirische Lücken auf. Um nur die beiden wichtigsten anzusprechen:
Die Qualität der Forschung der Standorte wird vor allem über die Einschätzung durch Kolleg/-innen sowie auf der Grundlage von Datenbanken erhoben, die der Wissenschaftsrat und auch das CHE selbst als nicht geeignet oder jedenfalls nicht hinreichend aussagekräftig beurteilen.
Ähnlich wird die Qualität der Lehre vor allem auf der Grundlage einer Studierendenbefragung erhoben, die durch schwache Rücklaufquoten, geringe Fallzahlen und eine ungeklärte Selektivität gekennzeichnet ist. Entsprechend groß ist die Gefahr von Zufallsaussagen. Dagegen werden wichtige und von den Lehrenden nicht beeinflussbare Rahmenbedingungen, so etwa die Betreuungsrelationen und die damit verbundenen Lehrveranstaltungsgrößen, nicht in die Analyse einbezogen. Bei so ungenügender Datenlage ist die Bildung einer Rangreihenfolge kaum zu rechtfertigen.“
Außerdem führt die stark vereinfachte Darstellung der Ranking-Ergebnisse zu einer fehlerhaften Wahrnehmung bei den Lesern. Die DGS meint daher, dass das CHE-Ranking keinesfalls eine akzeptable Entscheidungsgrundlage für Studierende ist, um den besten Studienort auszuwählen.
Stell Dir vor, es ist Ranking und keiner macht mit
Das Fach Soziologie setzt sich daher gegen diese Darstellung seiner Lehr- und Forschungsleistungen in der Medienöffentlichkeit zur Wehr, denn
- das CHE-Ranking hat gravierende methodische und empirische Mängel
- es enthält Studieninteressierten als der erklärten Zielgruppe wesentliche Informationen vor
- es provoziert wissenschaftspolitische Entscheidungsträger zu Fehlentscheidungen.
Die Soziologen rufen gleichzeitig andere Fachbereiche dazu auf, aus dem Ranking auszusteigen.
Das sind harte Worte, aber wohl überlegt. Und konsequent.
Die Soziologen sprechen sich damit ja keineswegs grundsätzlich gegen Wettbewerb an deutschen Hochschulen aus. Sie verlangen nur, dass methodisch sauber gearbeitet wird. Das mag bei Vergleich von Hochschulen recht schwierig sein.
Aber man sollte nicht vorgeben, vergleichbare Ergebnisse zu haben, wenn diese Vergleichbarkeit derartig fragwürdig zustande kommt.
Zur Hintergrundinformation: Soziologen – Großmeister der Empirie
Soziologen und auch Psychologen sind absolute Experten bei Umfragen und Statistiken. Darum wiegt die Kritik dieser Großmeister der Empirie besonders schwer, ist sie doch offenbar begründet.
Soziologen haben in Sachen Empirie die Richtlinienkompetenz, auch andere Fächer sollten diese Empfehlung sehr ernst nehmen.
Außerdem war das Soziologie-Institut der Uni Jena bei den CHE-Rankings gut bewertet worden, man kann sich bei dieser Kritik also nicht einfach auf den Standpunkt zurückziehen, die Soziologen reagierten beleidigt auf eine schlechte Bewertung.
Übrigens: auch die „PULS.“-Evaluierung ist unter Beratung einer habilitierten Psychologin entwickelt worden.
Bettina Wurche
Lesen Sie dazu mehr:
Spiegel online: „Soziologen gegen Hochschulranking: CHE? Danke, nee“
Frankfurter Rundschau: „UNI-RANKING: Soziologen boykottieren Ranking der Universitäten“