Architektur zum Studieren: Zwischen Kommunikation, Wissensvermittlung und Wohlfühlen
Was denken sich Architekten, wenn Sie Universitätsgebäude bauen?
Wie definieren sie die Bedürfnisse von Lernenden und Lehrende?
Der Architekturkritiker Claus Käpplinger gibt in seinem Essay „Trends in der Hochschulachitektur: Universitäre Raumbildung“ (2011)” über moderne Hochschularchitektur Antworten auf diese zentralen Fragen.
Bildung ist eine zentrale strategische Ressource für die Entwicklung unserer Gesellschaft, so Käpplinger. Darum müssen unsere Universitäten heute Kompetenzen und Erfolge nach außen vermitteln, um Wissenschaftler, Institutionen und Untenehmen als Partner zu gewinnen. Interne und externe Kommunikation sind Kernelemente einer modernen Universität, die auch in der Architektur vermittelt werden müssen.
Von der Trabantenstadt des Wissens zurück zum Stadt-Campus
In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden „aus Universitäten Wissensmaschinen“, die, nach angelsächsischem Vorbild oft aus dem Blick der Stadtöffentlichkeit an den Stadtrand verlagert wurden. Es entstanden serielle Charakterbauten auf der grünen Wiese, im Sinne des technisch-industriellen Geistes.
In den 70-er Jahren kam es dann im Zuge des universitären Massenbetriebs zu einer Hochschularchitektur, die sich in erster Linie durch Zahlen, Nutzraumeinheiten und Nutzflächenquadratmetern definierte.
In den 90-er Jahren entstand in den Niederlanden, Irland und Ostdeutschland eine neue Hochschularchitektur, die neue Schnittstellen zwischen den Universitäten und der Öffentlichkeit und Wirtschaft schaffen wollte. Hochschulgebäude wurden zu Bausteinen transdisziplinärer und transnational vernetzter Wissens- und Ökonomie-Cluster. Universitätsgebäude werden zu Icons der modernen Stadt, ein gelungenes Beispiel dafür ist das niederländische „Educatorium“.
Aktuell zieht es viele Universitäten wieder in die Innenstädte, Urbanität ist chic. Ein Beispiel dafür ist der Frankfurter Campus Westend im alten IG Farben-Haus. (Lesen Sie dazu mehr unter „PULS.“: Campus-Leben: Auschwitz-Ausstellung auf dem Campus Westend).
Gleichzeitig ist in Frankfurt mit dem Campus Riedberg allerdings auch wieder ein Campus am Stadtrand entstanden.
Insgesamt bemüht sich die Universitätsarchitektur um „Nutzungszusammenlegung“, Kommunikation und Lebensqualität werden mit einer Vielzahl funktionaler und räumlicher Angebote untermauert.
Finanzstarke Hochschulen wie in den USA, Groß-Britannien oder Dänemark bauen Hochschulgebäude, in denen sich Studierende 24 Stunden täglich und auch an den Wochenenden aufhalten mögen: Student-Centers mit variablen Team-Arbeitsräumen, Informationseinrichtungen, Gastronomie, Buchhandlungen und Lounge-Bereiche. In den weniger finanzkräftigen deutschen Hochschulen wie etwa in Hamburg hat man immerhin die Foyers so umgebaut, dass die Studierenden sich seitdem dort wesentlich länger aufhalten.
Der Wandel der Lern- und Lehrmethoden im Kontext mit den neuen IT-Technologien ist – zumindest in Deutschland – noch nicht architektonisch umgesetzt worden. Die bekannte Abfolge monofunktionaler Seminar- und Vortragsräume spiegelt die veränderten Erwartungen der Lehrenden und Lernenden und den variablen Formen der modernen Wissensvermittlung bislang nicht wieder. Soweit Käpplingers Ausführungen zur Hochschularchitektur.
Die neuen Pläne für das Medicum und Audimax geben Anlass zur Hoffnung, dass auf unserem Campus tatsächlich eine moderne Lernstätte entstehen wird: Lesen Sie dazu mehr in “Medicum und Audimax: Neue Gebäude für die medizinische Lehre”.
Bettina Wurche