Verschiedene Ärzte-Organisationen haben eine grundsätzlich andere Sichtweise auf die gesundheitlichen Gefahren durch Kernkraftwerks-Unfälle als die WHO.
Kritische Stellungnahme der IPPNW
Die IPPNW e. V. (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW Deutschland) ist durch detaillierte Analysen zu einer sehr hohen Zahl von verstorbenen und erkrankten Menschen nach dem Tschernobyl-GAU gekommen und sieht auch die derzeitige Situation in Japan um Fukushima sehr viel kritischer als etwa die WHO.
Die IPPNW hat gemeinsam mit der Gesellschaft für Strahlenschutz im April 2011 den Report
„Gesundheitliche Folgen von Tschernobyl – 25 Jahre nach der Reaktorkatastrophe“ herausgebracht.
Empfehlenswert zu diesem Thema ist auch der Aufsatz „Heute Fukushima, gestern Tschernobyl“ von dem IPPNW-Mitglied Jörg Schmid, der in der aktuellen Ausgabe von „Dr. med. Mabuse“ erschienen ist. (Leider nicht als Online-Ressource erhältlich, die Ausgabe liegt aber z. B. in der „PULS.“-Redaktion zum Lesen bereit).
„Medizinische Hilfe für Tschernobylkinder e.V.“
Ebenfalls einen grundsätzlich anderen Ansatz als die vorsichtigen Verlautbarungen der WHO hat der von der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universität Würzburg gegründete Verein „Medizinische Hilfe für Tschernobylkinder e.V.“.
Hier wird direkte Hilfe für nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl erkrankte Kinder geleistet:
„Die schwerwiegendste gesundheitliche Folge der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl ist das gehäufte Auftreten von Schilddrüsenkrebs bei Kindern und Jugendlichen in den benachbarten Regionen. Am stärksten betroffen ist Weißrussland; von 1986 bis 2000 sind dort insgesamt 970 Kinder und Jugendliche jünger als 18 Jahre an Schilddrüsenkrebs erkrankt. Da eine angemessene Versorgung der erkrankten Kinder und Jugendliche vor Ort nicht möglich war, wurde 1996 in Würzburg der gemeinnützige Verein „Medizinische Hilfe für Tschernobylkinder e. V.“ gegründet.“
Der Verein organisiert vor allem finanzielle Mittel für Medikamente und Behandlung, veranstaltet Fortbildungen für Ärzte in Weißrussland und weitere Fortbildungsveranstaltungen.
Bettina Wurche