Artikelformat

„Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem, öffentliches Gesundheitswesen“ – Interview mit Herrn Prof. Dr. Groneberg

Die Vorlesungen „Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem, öffentliches Gesundheitswesen“ sind eine Pflichtveranstaltung des Querschnittsbereichs 3 und gehören zum klinischen Studienabschnitt. Es handelt sich dabei um eine Vorlesungsreihe, zu der unter anderem externe Experten als Referenten eingeladen werden. Die Lehrveranstaltung schließt mit einer Klausur ab und läuft in diesem Wintersemester zum 2. Mal mit hochrangigen Vertretern aus dem öffentlichen Leben.

Im „PULS-„-Gespräch hat Herr Prof. Dr. Groneberg erklärt, was hinter diesem neuartigen Vorlesungskonzept steckt und worin der hohe Wert für die Studierenden besteht: „Das Vorlesungskonzept soll die Studierenden mit den Grundpfeilern unseres Gesundheitssystems vertraut machen. Darum habe ich Vertreter aus ganz unterschiedlichen Institutionen eingeladen, die ausgewiesene Experten für unser Gesundheitssystem oder prominent in der Forschung sind. Gerade die Querschnittsbereiche 3 und 10 (Prävention), die in der Zuständigkeit des Instituts für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin liegen, eignen sich sehr gut zum Einladen auswärtiger Experten. Eine Vorlesungsreihe mit solch hochkarätigen Referenten ist in dieser Form wohl einzigartig und wird von keinem anderen medizinischen Fachbereich angeboten. Sie baut auf dem Wissen auf, das in der Vorklinik durch das Fach der Medizinischen Soziologie gelehrt wird und erweitert dies im Rahmen einer Lernspirale.“ Die Vorlesung ist „begleitet“, d. h., Herr Prof. Groneberg und Mitarbeiter sind anwesend, wenn auch meist nur als Zuhörer.

Das Lernziel der Ringvorlesung ist, so Prof. Dr. Groneberg, „das inhaltliche Durchdringen des deutschen Gesundheitssystems und dessen Grundlagen anhand einiger Beispiele.“Ungewöhnlich ist die Zusammensetzung der Referenten: Viele von ihnen sind externe Experten, die sich mit verschiedensten Aspekten unseres Gesundheitssystems und der medizinischer Forschung beschäftigen.
Die eingeladenen Referenten sind dabei ausgewiesene Experten für ihre Themen und kommen überwiegend aus Hessen und den angrenzenden Bundesländern. „So können wir ein Netzwerk für interessierte Studierende aufbauen, so dass sie auch außeruniversitäre AnsprechpartnerInnen kennen lernen können.“

Die Experten haben aus ganz unterschiedlichen Perspektiven berichtet, wie etwa beim Thema „Akteure im Gesundheitswesen“ deutlich wird. Die vier Referate dazu kamen allesamt von Medizinern, die wichtige gesellschaftliche Funktionen innehaben und hatten die Untertitel: „Aufgaben des öffentlichen Gesundheitswesens“ (Prof. Dr. René Gottschalk), „Strategische Forschungsförderung im deutschen Gesundheitssystem“ (Dr. Helge Braun, MdB), „Die Ärztekammer“ (Dr. Roland Kaiser) und „Gesundheitspolitische Aspekte“ (Dr. Thomas Spiess, MdL).

Prof. Dr. René Gottschalk ist der Leiter des Frankfurter Amtes für Gesundheit, mit 200 Mitarbeitern eines der größten Gesundheitsämter Deutschlands. Nicht zuletzt durch den internationalen Frankfurter Flughafen ist das Frankfurter Gesundheitsamt besonders stark im Bereich der Infektiologie.

Dr. Helge Braun MdB hat in Giessen Medizin studiert, dort als Arzt im Bereich der Anästhesiologie gearbeitet und ist heute Bundestagsmitglied sowie Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören die lebenswissenschaftliche Forschung und der wissenschaftliche Nachwuchs. Er hat den Studierenden einen umfassenden Abriss dazu gegeben, welche übergeordneten Institutionen in unserem Gesundheitssystem Forschung fördern: „Akteure im Gesundheitswesen: Strategische Forschungsförderung im deutschen Gesundheitssystem“. Welche Institutionen gibt es? Und welche Aufgaben haben z. B. die Max-Planck-Institute oder die DFG?

Dr. Thomas Spiess MdL hat in Marburg Medizin studiert, dort als Arzt v.a. in der Notfallmedizin gearbeitet und ist heute Abgeordneter im hessischen Landtag sowie gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion und stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Gesundheitspolitik ist, neben Wissenschaftspolitik, für ihn ein zentrales Thema, u. a. hat er 2006 das Buch „Die Bürgerversicherung. Zukunftsfähig und solidarisch“ geschrieben. Er referierte über die derzeitigen Veränderungen in unserem Sozialversicherungssystem.

Prof. Dr. Stefan Vieths referierte über die „Aufgaben des Paul-Ehrlich-Instituts, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel“. Er ist der Vizepräsident des renommierten Paul-Ehrlich-Instituts in Langen, einer wichtigen Bundesbehörde.

Weitere Experten sprachen über die Normenhierarchie im Gesundheitswesen (PD. Dr. Jürgen Parzeller), spezifische „Krankenhaus-Themen“ (PD Dr. Andreas Schmidt-Matthiesen), Qualitätsmanagement (Dr. Heike Kahla-Wietz), Medizinische Gutachtertätigkeit (Prof. Dr. Hansjürgen Bratzke) und über das Deutsche Rote Kreuz (Prof. Dr. Michael Schmidt). All dies sind Themen, Tätigkeiten und Institutionen, mit denen Studierende normalerweise noch wenige Berührungspunkte haben, mit denen sie später als Ärzte aber täglich arbeiten müssen. Darum ist dieser Einblick für sie so besonders wertvoll.

Die Klausurfragen werden gemeinsam mit den Dozenten konzipiert, so dass am Ende IMPP-relevante Fragen dabei herauskommen. „Schließlich sind Fragen zum Gesundheitssystem Teil des IMPP-Fragenkatalogs“, so Herr Prof. Dr. Groneberg.

„Die Vorlesung war insgesamt sehr, sehr gut besucht! Über 100 Zuhörer am späten Freitagvormittag ist schon sehr viel, der Hörsaal war über die Hälfte gefüllt. Die Dozenten haben sich natürlich auch über das Interesse der Studierenden gefreut, sie möchten gern wieder als Dozenten zu uns kommen.“ Diese ungewöhnliche Ringvorlesung hat sich damit bewährt und wird auch im nächsten Jahr wieder angeboten.

„PULS.“ dankt Herrn Professor Dr. Dr. David Groneberg für das engagierte Interview.
Das Interview führte „PULS.“-Redakteurin Bettina Wurche.

Bettina Wurche

 

 

 

Kommentare sind geschlossen.