Zur Behandlung von typischen Kiefer- und Gesichtsverletzungen von Fußballspielern im Universitätsklinikum Frankfurt hat „PULS.“ ein Interview mit Herrn Prof. Dr. Dr. Sader geführt.
Herr Prof. Dr. Dr. Sader ist der Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie der Universitätsklinik Frankfurt.
“PULS.”: “Wodurch entstehen Gesichtsverletzungen beim Fußball?”
R. S.: “Gesichtsverletzungen beim Fußball entstehen vor allem, indem ein Ellbogen oder anderer Körperteil im „Zweikampf“ im Gesicht landet oder durch das Zusammenprallen zweier Köpfe beim Köpfen.
Zunächst sind Weichteilverletzungen und Schädelverletzungen zu unterscheiden. Weichteilverletzungen am Kopf wie Platzwunden bluten stark und sehen spektakulär aus, sind aber meistens eher oberflächlich. Bei Schädelverletzungen sind Brüche des Jochbeins (Os zygomaticum) oder der Oberkieferregion (Os maxillare) am häufigsten, in dieser Reihenfolge. Das Jochbein ist der am stärksten exponierte Gesichtsknochen und wird dadurch sowohl beim Fußball als auch etwa bei Schlägereien am häufigsten gebrochen. Bei Schlägereien wird übrigens meistens das linke Jochbein verletzt, da die meisten Menschen Rechtshänder sind.”
“PULS.”: “Was halten Sie von Gebiss-Schutz, wie er etwa von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde auch für Fußball propagiert wird?”
R. S.: “Ein Gebiss-Schutz beim Fußball ist wenig sinnvoll. Beim Fußball kommen relativ wenige Zahnverletzungen vor, so dass die Nachteile des Gebissschutzes die Vorteile überwiegen würden. Bei dieser Sportart ist nämliche die verbale Kommunikation innerhalb der Mannschaft besonders wichtig. Mit Mundschutz fällt das Sprechen sehr schwer, darum wäre er in diesem Fall eher kontraproduktiv.
In anderen Sportarten wie Eishockey ist der Einsatz eines Gebiss-Schutzes sinnvoll. Beim Eishockey ist die erschwerte Kommunikation auf dem Eis kein Problem, da aufgrund des hohen Lärmpegels in der Halle und der extrem hohen Geschwindigkeit des Sportes die verbale Kommunikation während des Spiels eine sehr untergeordnete Rolle spielt .”
Sonderfall Köpfen
Ein Fußball ist ein bis zu 450 g schwerer Lederball von bis zu 70 cm Durchmesser, der bis zu ca 100 km/h schnell werden kann. Der Ball trifft mit ungeheuerer Wucht auf den Kopf.
Dabei wird der Ball kontrolliert angenommen.
D. h., die Stirn mit dem besonders stabilen Os frontale fängt die größte Krafteinwirkung ab und leitet diese Energie über die Muskulatur in den restlichen Körper ab, daher entstehen dadurch nur selten Probleme.
R. S.: “Probleme ergeben sich dann, wenn zwei Spieler sich ein Kopfballduell liefern und das massive Stirnbein eines Spielers in das Gesicht des anderen gerammt wird. Diesem Druck gibt das deutlich weniger stabile Jochbein dann oft nach, „dann macht es „Knacks“
“PULS.”: “Gibt es unterschiedliche Verletzungen von Amateuren verglichen mit Profis?”
R. S.: “In der Fußballsaison kommen mehrere verletzte Fußballer pro Monat in die Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie. Dabei handelt es sich überwiegend um Amateure. Die Profis erleiden durch ihre bessere Trainiertheit und Körperbeherrschung weniger Verletzungen.”
„PULS.“ dankt Herrn Prof. Dr. Dr. Sader für das Interview.
bw