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Wie geht es weiter in der deutschen Transplantationsmedizin?

Die Transplantationsmedizin in Deutschland ist durch die Skandale der vergangenen Monate massiv in die Negativschlagzeilen geraten. Durch die scharfe Diskussion sind jetzt Veränderungen angestoßen worden, um die Verteilung von Spenderorganen und die Durchführung von Transplantationen neu zu ordnen und für mehr Transparenz zu sorgen.
Die FAZ hat dazu mittlerweile eine ganze Beitragsreihe gebracht, die die Probleme und ihre Lösungsansätze aus mehreren Perspektiven umfassend darstellt. Die Interviews mit führenden Fachleuten geben Aufschluss über die Ursachen der Probleme und zeigen mögliche Lösungswege aus dem Dilemma auf.
In dem FAZ-Beitrag „Aufruf für ein „Rudolf-Pichlmayr-Institut für Transplantationsmedizin“ stellen Rüdiger Strehl und Rüdiger Siewert den Stand der Transplantationsmedizin in Deutschland dar und fordern zur Lösung der derzeitigen Probleme die Einrichtung eines Bundesinstituts für Transplantationsmedizin.
Die Transplantationsmedizin habe sich in den vergangenen Jahrzehnten gewaltig fortentwickelt, die Vergabepraxis habe damit allerdings nicht Schritt gehalten.
Strehl und Siewert fordern die „Professionalisierung der Kommission“ für die Vergabe Organen. Beim heutigen Umfang sei diese Tätigkeit nebenamtlich nicht mehr zu bewältigen.  Eine übergeordnete nationale Institution würde die Vergabe von Spenderorganen und die Durchführung von Transplantationen koordinieren und lenken.

Ein „Rudolf Pichlmayr-Institut“ für Transplantationswesen?
Ein solches  Bundesinstitut für Transplantationsmedizin würde die notwendige Spezialisierung und geteilte Zuständigkeit garantieren:
„Dieses komplexe Anforderungsset muss politiknah institutionalisiert werden, es gehört aber wegen des gleichzeitigen Fachbezugs in die Zuständigkeit einer ministeriumsnahen Oberbehörde. Mit Einrichtungen wie dem „Robert-Koch-Institut“ und ähnlichen Einrichtungen gibt es Beispiele für eine Bundesoberbehörde, die politiknah und fachspezifisch, vor allem aber einheitlich und unabhängig den vielfältigen Aufgaben, nicht zuletzt auch der Forschung verpflichtet ist. Mit der Namensgebung „Rudolf-Pichlmayr“ würde zudem einem deutschen Mediziner und Wissenschaftler die Ehre erwiesen, dessen Verdienste um die Entwicklung der Transplantationsmedizin in Deutschland unter jedem Gesichtspunkt herausragen.“

Rainer Hess, der Vorstand der umstrukturierten Deutschen Stiftung Organtransplantation, Rainer Hess, weist in dem FAZ-Beitrag “Stellungnahme der DSO „Inakzeptable Überschneidungen“” die Forderung nach einem solchen Bundesinstitut für Transplantationsmedizin vehement zurück

Fazit
Die deutsche Transplantationsmedizin stellt die Versorgung der Bürger auf medizinisch hohem Niveau sicher. Das Vertrauen der BürgerInnen in die deutsche Transplantationsmedizin ist aber – vor allem durch kommerzielle Interessen Einzelner – empfindlich geschwächt worden.
Der moralische und ethische Schaden in der Bevölkerung ist immens.
So ging nach Angaben der Deutschen Stiftung für Organtransplantation durch die aufgedeckten Manipulationen bei der Vergabe von Spenderorganen die Anzahl der Spender signifikant zurück.
Bei der Zuteilung von Spenderorganen sind signifikante Fehler passiert und alle verantwortlichen Institutionen müssen jetzt sicherstellen, dass derartige Vorkommnisse sich in Zukunft nicht wiederholen. Eine erheblich höhere Transparenz und Kontrolle bei der Zuteilung und Vergabe von Spenderorganen sind dringend und zeitnah nötig.
Das verlorene Vertrauen der Bevölkerung in die korrekte Vergabe von Spenderorganen wiederherzustellen, wird allerdings auch nach einer Neuordnung sicherlich noch viel Zeit brauchen.

Bettina Wurche

 

 

 

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