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Science Slam über Paläoforensik (seeeehr alte Leichen)

Noch ein grandioser Science-Slam-Beitrag, diesmal über Paläoforensik.
Forensik? Kennen Sie alle. Das hat was mit Rechtsmedizin zu tun…
Aber was ist Paläoforensik?
Ganz einfach: Forensik an Dinosauriern und anderen Fossilien.
Dabei werden Fossilien Informationen darüber entlockt, wie es zu ihrem Tod kam und was danach mit ihnen passiert ist.

Achim Reisdorf vom Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Basel hat mit seinem Beitrag “Dino-Leichen, wie habt ihr euch verändert!” das Publikum begeistert und den verdienten ersten Platz gemacht beim Freiburger Science-Slam gemacht. Im Mittelpunkt steht seine Publikation, warum Dinosaurierfossilien meistens zurück gebogene Hälse haben.

Und was hat das mit Medizin zu tun?
In dem Science-Slam-Beitrag geht es um lila Kühe, tote Dinos, fossilen Dino-Kot (Koprolithen) und andere unaussprechliche Dinge. Und um die Prozesse, die zur Veränderung von Leichen führen.
Die Paläoforensik ist ein sehr junges Forschungsgebiet, das maßgeblich auf rechtsmedizinischen Forschungsergebnissen und Versuchen aufbaut. Die Todesumstände von Fossilien werden analog dem Leitfaden „Leichenschau am Unfallort“ analysiert. Mit einigen Modifikationen, versteht sich.
Außerdem wird natürlich die vormalige Science Slam-Gewinnerin Giulia Enders mit ihrem Slam „Darm mit Charme“, zitiert.
Reisdorf und Wuttke haben mit frischen Hühnerhälsen experimentiert und dabei herausgefunden, dass die Überkrümmung des Halses biomechanische Ursachen hat. Der Grund ist das starke Ligamentum elasticum, das die Wirbel vom Hals bis zum Schwanz oberseitig miteinander verbindet und so einen starken Zug zwischen den Wirbeln ausübt. Dieses Ligament ist auch bei Säugetieren ausgebildet.
Im Wasser – die meisten Fossilien sind Wasserleichen – entstehen dann durch Strömungen und Auftrieb besondere Zugkräfte, die die Hälse der Leichen hochbiegen. Aber schauen Sie es sich selbst an, der Versuch wird im Science-Slam-Beitrag vorgeführt.

Literatur:
Achim G. Reisdorf and Michael Wuttke (2012): “Re-evaluating Moodie’s Opisthotonic-Posture Hypothesis in fossil vertebrates. Part I: Reptiles – The taphonomy of the bipedal dinosaurs Compsognathus longipes and Juravenator starki from the Solnhofen Archipelago (Jurassic, Germany)” (Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments 92(1), published online 8 February 2012 | doi: 10.1007/s12549-011-0068-y)

Bettina Wurche

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