Was war das nochmal?
Erinnern wir uns doch zurück an die Erzählungen früherer Generationen…
In den Semesterferien, formell „vorlesungsfreie Zeit“ genannt, konnte man Auslandserfahrungen sammeln, sich durch‘s Arbeiten den notwendigen Lebensunterhalt verdienen, Urlaub machen, Hobbys nachkommen, alte Freunde in anderen Teilen der Welt wiedertreffen, …
Doch halt, nein! Wir heutzutage erleben das ein wenig anders!
„Vorlesungsfreie Zeit“, das bedeutet, dass es keine Vorlesungen gibt. Klausurvorbereitungen (die Klausuren liegen ja mit Vorliebe mitten oder am Ende der „Ferien“), Pflegepraktikum, Blockpraktika, Pflichtfamulaturen, Doktorarbeit, …
Geldverdienen ist da eigentlich nicht drin, alle Mithilfe in Praxen und Krankenhäusern dürfen wir ja netterweise unentgeltlich machen. Allerdings wird auch die Semestergebühr wieder fällig, die Semester um Semester immer weiter ansteigt und mit der wir Mediziner jedes Mal auch einen großen Batzen zum Studentenwerk beisteuern, das uns eigentlich mit einer Mensa versorgen sollte… Aber die bekommen wir nicht, da hilft kein Bitten und kein Betteln. So finanzieren wir dann mit unserem Beitrag also lieber die bestens ausgestattete Mensa der Studenten des Campus Westend mit, die dort ohnehin genug bezuschusst wird.
Doch zurück zu unserer „Zeit zur freien Einteilung“. Im Wochentakt kommen Angebote für „Summer Schools“ herein und ständig gibt es in der sowieso schon stressigen „Vor-Semesterschluss-Zeit“ Angebote wie „Goethe-Contest“, „Night of Science“, „Debattierclub“ und ähnliches. Und dann massive Beschwerden der Organisatoren, dass kaum jemand kommt.
Das kann doch nicht wahr sein?
Doch. Ist es.
Man könnte die Vermutung anstellen, es wird vergessen, dass auch wir Studenten nur einen Tag von 24 Stunden haben. Wie sollen wir denn all die Ansprüche an uns unter einen Hut bringen, ohne vollkommen durchzudrehen, nicht mehr zu schlafen und am besten noch mit Glanzleistung alle Klausuren zu bestehen?
Denn auch darüber treffen die ersten Klagen ein, dass die Studenten in den Klausuren nicht gut bestehen und die Bestehensgrenzen so sehr gesenkt werden müssten…
Ja, super, das ist ja keine Absicht von uns!
Wenn uns jedoch keine Zeit zum Lernen eingeräumt wird, stattdessen parallel Vorlesungen, Kurse, Famulaturen und Blockpraktika liegen, dann KÖNNEN wir uns unmöglich gewissenhaft vorbereiten!
Es ist bereits ein running gag unter uns Studenten, dass uns das Studium „kaputt macht“ und wir irgendwann unsere besten Patienten sein werden.
Hier sollte sich etwas in der Organisation ändern! Schnellstens!
Wir sind nicht faul! Wir WOLLEN den Studiumsansprüchen gerecht werden! Allerdings haben wir nicht nur die Uni, sondern auch noch andere Dinge im Leben, die unsere Aufmerksamkeit und Zeit beanspruchen. Und sei es das Verdienen unseres Lebensunterhaltes…
Auris, nach Niederschrift für immerhin eine Woche ins Ausland abgesetzt…
04/08/2012 @ 13:30
traurig aber wahr!
hüpfen wir doch einfach von einer sache in die nächste, das restliche leben muss wohl drum herum geplant werden, und hey, wozu braucht man nochmal schlaf?
25/07/2012 @ 12:12
Genau! Früher nannte man das “Sklaverei”. Heute heißt das Zauberwort “Ökonomisierung”. Man ist nicht an uns als vielseitig gebildeten, verantwortlichen Menschen interessiert, sondern an willfährigen, diensteifrigen Lohntütenempfängern. Unsere Uni sollte ihre Geisteshaltung mal zum TÜV schicken!
15/07/2012 @ 00:58
Wahre Worte!