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Propädeutikum – Fliegender Start ins Medizinstudium

Das Medizin-Propädeutikum ist ein spezieller Vorbereitungskurs für Studienbewerber aus Nicht-EU-Staaten, die an der Goethe-Universität Frankfurt Medizin oder Zahnmedizin studieren möchten.
Maryanne Oloo aus Kenia und Alison McEwan aus Kanada bereiten sich jetzt gerade im Propädeutikum auf den Beginn ihres Medizinstudiums vor.

Interview mit Maryanne Oloo und Alison McEwan

„PULS.“: „Frau Oloo, Frau McEwan, warum möchten Sie Medizin studieren?“
A. M.: „Ich wollte schon immer Medizin studieren, vor allem Veterinärmedizin hat mich sehr interessiert, aber auch Zähne finde ich spannend. Von Tiermedizin haben mir dann viele abgeraten. Darum habe ich nach der Schule Praktika in Veterinär- und Zahnmedizin gemacht, um mir beides in der Praxis anzusehen. Und danach habe ich mich dann doch für Zahnmedizin entschieden.“
M. O.: „Ich wollte schon als Kind Ärztin werden! Ich weiß noch genau, wie unsere Mutter meine Geschwister und mich vor vielen Jahren danach gefragt hat, und seitdem hat sich das für mich nicht mehr geändert. Zusätzlich habe ich Freundinnen, die auch Medizin studieren, das hat mich nochmals bestärkt.“

„PULS.“: „Sie kommen beide aus Nicht-EU-Ländern – aus Kenia bzw. Kanada – Warum haben Sie sich für das Studium in Deutschland entschieden? Haben Sie vorher schon Kontakte nach Deutschland gehabt oder die Sprache gelernt?“
A. M.:„Meine Familie wohnt seit sechs Jahren in Deutschland. Ich bin hier zur Schule gegangen und möchte auch gern hier studieren. Meine österreichische Großmutter hat manchmal deutsche Worte benutzt, aber die Sprache habe ich erst hier gelernt. Und jetzt weiß ich auch endlich, was „Schätzchen“ heißt.“
Beide lachen.
M. O. „Deutschland war für mich ein Abenteuer! Englisch ist ja meine 2. Muttersprache und dann habe ich in der 10. Klasse angefangen, auch Deutsch zu lernen. Das geht in Kenia nur an wenigen Schulen, es ist für uns eine recht ungewöhnliche Sprache. Und durch das Kennenlernen der Sprache bin ich dann auch auf Deutschland neugierig geworden.“

„PULS.“: „Haben Sie sich bewusst für Frankfurt entscheiden, oder ist es eher Zufall, dass Sie hier gelandet sind?“
M. O.: „Jemand hat mir davon erzählt, dass es in Frankfurt das Propädeutikum als Studienvorbereitung gibt. Das fand ich sehr gut und habe mich dann auch für das Studium hier entschieden.“
A. M.: „Meine Familie lebt in Frankfurt, darum wollte ich hier auch gern studieren.“

„PULS.“: „Haben Sie beide das Studienkolleg besucht?“
M. O.: „Ja, ich habe im Studienkolleg noch zwei Semester lang Sprache und Naturwissenschaften gelernt. Vor allem die Sprache war für mich sehr wichtig. Da ich noch ein Semester Zeit hatte, bevor das Propädeutikum begann, habe ich noch die DSH-Kurse belegt. „DSH“ bedeutet „Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang“, das hat meine Sprachniveau noch einmal stark verbessert.“
A. M.: „Ich bin auf die International School gegangen und habe das International Bacchalaureat. In Deutsch habe ich nur den B-Kurs gemacht und es darum habe ich auf dem Studienkolleg dann noch mal besonders intensiv gelernt.“

„PULS.“: „Was meinen Sie, bringt Ihnen das Propädeutikum?“
M. O.: „Die Noten für den Schulabschluss sind in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich, weil die Abi-Systeme so unterschiedlich sind. Die Schulabschlussnoten aus verschiedenen Ländern sind nicht gut vergleichbar. Es ist fairer, die Propädeutikumsergebnisse zu bewerten.“
A. M.: „An der International School wird z. B. kaum jemals eine bessere Zensur als 2 gegeben. Durch das Propädeutikum haben wir eine wesentlich bessere Chancengleichheit.“
M. O.: „Dazu kommt, dass das Propädeutikum uns einen guten Einblick ins künftige Studium gibt. Vieles ist doch ganz anders als in der Schule. Als Einblick ins Studium hatte Herr Seibert-Alves uns ermöglicht, mal in die Mikrobiologie-Vorlesung zu gehen. Wir haben schon befürchtet, nicht alles zu verstehen und haben uns extra in die Erste Reihe gesetzt, um möglichst viel mitzubekommen. Der Professor hat dann so deutlich gesprochen und die Folien waren so gut beschriftet, so dass wir ganz viel mitbekommen haben, es hat richtig Spaß gemacht.
Und im Propädeutikum können wir noch alles fragen, wenn wir etwas nicht verstehen. Nachher im Studium wird das so nicht mehr möglich sein.“
A. M.:„Es ist auch ein Vorteil, dass wir schon Leute kennen. Sonst wäre man gerade in den ersten Tagen ganz allein. Es ist netter, schon einige bekannte Gesichter in den Vorlesungen zu sehen.“
M. O.: „Ja, genau. Das ist gut. Und dann haben wir den Deutschkurs im Lernstudio, das haben wir auch schon kennen gelernt. Es ist super, dass man dort Geräte und Modelle zur Verfügung stehen und man alles von Studenten erklärt bekommt. Auch, dass man dort laut lernen darf.“
A. M.: “In Physik und Chemie hört man so zu, das ist eine Wiederholung der Inhalte, die wir in der Schule gelernt haben. Da wir dann nur mehrere Stunden zuhören müssen, ist es manchmal etwas schwierig, die ganze Zeit voll aufmerksam zu bleiben. Bio ist besser, weil es stärker auf die Inhalte in der Medizin ausgerichtet ist. Da ist man aufmerksamer.“
M. O.: „Ja. Im Moment sind die einzelnen Chemie-, Physik-, Bio- und Deutschblöcke zwischen drei und sechs Stunden lang. Diese Struktur macht es schon schwierig, die ganze Zeit zuzuhören. Mit etwas mehr Abwechslung wäre das einfacher.“

„PULS.“: „Sie besuchen beide den Deutschkurs im Propädeutikum. Was bringt Ihnen dieser zusätzliche Sprachkurs? Sie sprechen beide doch schon ausgezeichnet.”
M. O.: „Der Deutschkurs ist gut! Er ist ja nicht eine Wiederholung der Grammatik und anderer Basiskenntnisse, sondern die Einführung in die Fachsprache der Medizin. Und die medizinische Terminologie werde ich im Studium dringend brauchen.“
A. M.: „Genau, wir lernen dort die Fachsprache für das Studium. Ich wusste vorher nicht, was „Wirbelsäule“ ist. Das wird man vom ersten Tag an brauchen um die Inhalte zu verstehen.“

„PULS.“ dankt Frau Maryanne Oloo aus Kenia und Alison McEwan für das engagierte Interview. Wir drücken die Daumen, dass es mit dem Medizinstudium in Frankfurt klappt!
Das Interview führte „PULS.“-Redakteurin Bettina Wurche.

Lesen Sie dazu auch das „PULS.“-Interview „Medizinstudium: Propädeutikum – Ein guter Start für alle“ mit den Mentoren des diesjährigen Propädeutikums Khrystyna Sych und Vikas Kumar.

Bettina Wurche

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