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“Pro-Quote-Medizin” fordert Frauen-Quote

Die Initiative „Pro Quote-Medizin“ ist in dieser Woche mit einer Homepage online gegangen. Die Forderung der Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen: eine feste Frauen-Quote von 40% auf allen Führungspositionen bis 2018 in der Medizin.
Diese Frauen haben sich jetzt in „Pro Quote“ zusammengeschlossen, um ihren Forderungen in einem offenen Brief Nachdruck zu verleihen:

Sehr geehrter Herr Bundesminister, Dekane, Präsidenten, Direktoren und Vorstände!
Die Zukunft der Medizin ist weiblich. Heute sind mehr als 60 Prozent der Studierenden im Fach Medizin Frauen.
Auf den Führungspositionen der Medizin stagniert die Quote von Ärztinnen seit Jahren unter 10%, an der Spitze stehen über 90% Männer.
Erst wenn auch Ärztinnen an entscheidenden Stellen tätig sind und Therapiekonzepte und Strukturen gestalten, werden wir den Gegebenheiten und Anforderungen unseres Gesundheitswesens gerecht – denn auch mehr als die Hälfte unserer Patienten sind weiblich!
Es ist Zeit etwas zu ändern.
Wir fordern, dass Führungspositionen in Universitätskliniken und Krankenhäusern und in allen Gremien der Universitäten und der ärztlichen Selbstverwaltung im Laufe der nächsten fünf Jahre zu 40%, bis 2023 zu 50% mit Frauen besetzt werden – und zwar auf allen Hierarchiestufen.
Wir freuen uns auf eine baldige Antwort von Ihnen, die wir auf unserer Website
www.pro-quote-medizin.de veröffentlichen möchten.

Mit freundlichen Grüßen
Die Unterzeichnerinnen“

Diese Forderung kommt pünktlich zum Weltfrauentag am 08.03.2013.

Wie sieht das Geschlechterverhältnis in der Medizin de facto aus?

Nach Angaben des Deutschen Ärztebunds steigt der Anteil der Frauen in der Ärzteschaft stetig, in den Führungspositionen bleiben sie in der absoluten Minderzahl:
Frauen stellen zurzeit (etwa)
- 62 Prozent der Erstsemester
- 26 Prozent der Leitungsfunktionen in deutschen Krankenhäusern
- 8 – 10 sind Chefärztinnen
- mehr als 50 % der Doktoranden in der Humanmedizin
- 20 % der Habilitationen
- etwa 6 % Prozent der medizinischen Lehrstühle.

(Quelle: Deutsches Ärzteblatt: „Ärztinnenbund für feste Frauenquote“, 6. September 2012)

Lesen Sie dazu auch den aktuellen SPON-Beitrag: „Weibliche Führungskräfte: Initiative fordert Frauenquote in der Medizin“
Der Beitrag ist sachlich und wertfrei geschrieben.
Faszinierend wird es erst beim Lesen der Kommentare: Selten sachlich, oft bräsig bis dämlich. Leider ist das ein Tonfall, der in Deutschland die Diskussion um Frauenquoten bei Führungskräften immer wieder prägt.

Liebe Männer: Eine Frau, die ihre Karriere fordert, muss nicht zwangsläufig eine „Emanze“ sein, die außer ihrem xx-Chromosomensatz über keine andere Qualifikation verfügt. Meistens handelt es sich um ganz normale Frauen, die immer hart gearbeitet haben, exzellent qualifiziert sind und einfach die gleichen Aufstiegschancen für sich einfordern, ohne die entsprechenden Netzwerke in den Führungsetagen aber leider nicht weiterkommen.
Sowie „frau“ derartige Forderungen stellt, egal wie sachlich diese formuliert sind, macht „man“ sie lächerlich. Ein alt bekanntes Schema.
Die Politologin und Journalistin Heide Oestrich hatte in ihrem „duz“-Beitrag „Frau Forscherin, wollen Sie zu uns?“ eine treffende Satire über diese Mechanismen geschrieben.

Und darum brauchen wir jetzt die Quote.
Falls Sie auch der Meinung sind, dass MedizinerInnen eine Quote brauchen, können Sie sich online der Initiative „ProQuote“ anschließen.

Bettina Wurche

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