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Notfallmedizin: Wahlpflichtfach NEF (Notfall-Einsatz-Fahrzeug)

Hinter dem Begriff „RTW-Praktikum“ verbirgt sich der letzte Teil des Praktikums des Querschnittsbereichs Notfallmedizin: „Mitfahrt im Rettungswagen“.
Zudem gibt es das Wahlpflichtfach Notfallmedizin. Das beinhaltet unter anderem, fünf Tage Mitfahrgelegenheit auf einem mit einem Notarzt besetzten Rettungsmittel, z. B. einem Notfall-Einsatz-Fahrzeug (NEF). Das ist ein spannender  Gegensatz zum Klinikalltag.

Was passiert in diesem Wahlpflichtfach?
„PULS.“ hat beim Initiator Herrn Prof. Dr. Walcher nachgefragt.

Wahlpflichtfach Notfallmedizin : Lernziele und Inhalte. „PULS.“-Interview mit Herrn Prof. Dr. Walcher

„PULS.“: „Herr Prof. Dr. Walcher, das Wahlpflichtfach  „Mitfahrt im Notfall-Einsatz-Fahrzeug mit Notarzt“ hört sich sehr spannend an: Rasanter Einsatz auf der Straße, Blaulicht, nicht vorhersehbare Situationen,… Bei einem 5-tägigen Einsatz ist doch unvorhersehbar, was passiert und mit welchen Unfällen oder Krankheitsbildern ein Studierender konfrontiert wird. Wie verträgt sich dieser Einsatz mit den didaktisch und inhaltlich durchgeplanten und abprüfbaren Lernzielen, die normalerweise in einem Kurs definiert werden?“
F. W.:
„Bei dem Praktikum im Arztbesetzen Rettungsmittel sind Lernziele klar definiert, unabhängig vom Einsatzspektrum: Erhebung einer Anamnese unter Notfallbedingungen, körperliche Untersuchung, Erstmaßnahmen, Stabilisierung und Transport und schließlich die Übergabe im Krankenhaus. Eines der wichtigsten Lernziele aber ist die Kommunikation und die Teamarbeit.
Man weiß natürlich vorab nicht, was kommt. Aber die genannte Reihe von standardisierten Handlungsabläufen wird immer wieder verlangt.
Die Studierenden lernen, unter welchen Bedingungen am Notfallort gearbeitet werden muss und erleben persönlich das interdisziplinäre und interprofessionelle Arbeiten im Rettungseinsatz. Nur so kann es zu  Verständnis und Respekt für die Arbeit der Notärzte und Rettungssanitäter kommen. Das ist sehr wichtig die für die spätere gemeinsame Arbeit.
Für mich ist es immer wieder spannend, den Studierenden die Bedeutung der Kommunikation vor Ort in einer zumeist stressigen Situation zwischen Patienten, Rettungsassistenten, Notärzten oder anderen Personen näher zu bringen. Das kann nur durch eigenes Erleben gelernt werden.“

„PULS.“: „Die Studierenden agieren bei diesem Wahlfach außerhalb der Universität. Das hört sich nach einer logistischen Großaufgabe an. Wie organisieren Sie das?“
F. W.:
„Wir haben Platz für 300 Studierende (pro Semester) geschaffen und sind mit verschiedenen Rettungsdiensten langfristige vertragliche Bindungen eingegangen. Die Verträge beinhalten formale Regelungen wie die Versicherung der Studierenden und das Ausleihen von Ausrüstung.
Wir selbst leihen auch umfangreiche Ausstattung aus, dazu gehören z. B. Sicherheitsschuhe. Sicherheitsschuhe sind wichtig: Unsere Leute sind in Gegenden unterwegs, in denen man durchaus mal in eine infizierte Kanüle, etwa  im Rotlichtmilieu, oder bei Unfällen in Glasscherben treten kann.
Die Kleidung wird normalerweise von den Rettungsdiensten gestellt, aber ungewöhnliche Größen wie XS oder XXL haben die Hilfsorganisationen gelegentlich nicht vorrätig. Das halten wir dann vor, damit jede Studentin und jeder Student die exakt passende Ausstattung hat. Die Kleidung und die Schuhe werden gegen Pfand ausgeliehen. Wir halten dies für eine Wertschätzung gegenüber den Lernenden, das ist uns sehr wichtig.“

„PULS.“ Ist ein solches Praktikum auch an anderen Fakultäten üblich?“
F. W.:
„Nein, das ist zurzeit noch eine Frankfurter Besonderheit. Dabei können wir die spezifische Infrastruktur einer Universitätsklinik in einer Großstadt zum Vorteil unserer Studierenden nutzen. Wir haben hier, wie andere Universitätskliniken auch, natürlich enge Kontakte zu den Rettungsdiensten bzw. besetzen die Rettungsmittel mit unseren eigenen Leuten. Das ist eine hervorragende Gelegenheit, um eine solche Erfahrung im Curriculum einzubinden.“

„PULS.“: „Wie wirken sich derartige praktische Erfahrungen auf das Studium aus? Wie reagieren z. B. andere Krankenhäuser auf diese spezielle Ausbildung?“
F. W.:
„Die gute Frankfurter Nofallmedizin ist auch an anderen Unis bekannt. Wenn unsere Studierenden danach an anderen Krankenhäusern arbeiten, bekommen sie oft zu hören, dass sie damit als sehr gut ausgebildete Spezialisten betrachtet werden, denen man in diesem Bereich viel zutraut.“

„PULS.“ dankt Herrn Prof. Dr. Felix Walcher für das spannende Interview.
Das Interview führte „PULS.“-Redakteurin Bettina Wurche.

 

„PULS.“-Lesetipps: Was erwartet Sie im Rettungsdienst?
Was im Rettungsdienst passiert und wie Rettungsassistenten ihre Arbeit erleben ist auch in einigen Blogs nachzulesen. Die „PULS.“-Redaktion hat zwei besonders empfehlenswerte Rettungsdienst-Blogs gefunden:

Im „rettungsdienstblog“ erzählt ein Rettungssanitäter von seiner Arbeit im Ruhrpott.

Im Blog „Alltag im Rettungsdienst“ erzählt „Paul, im besten Alter“ von seiner Arbeit und bringt links auf Reportagen und andere Berichte.
bw

 

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