Seit Dezember 2011 steht im Lernstudio neben vielen anderen Geräten und Modellen auch ein Sonographie-Gerät (mehr dazu im
„PULS.“-Beitrag „Ein Sonographie-Gerät fürs Lernstudio“).
Damit können Studierende sich jetzt noch besser praktisch auf diese so wichtige Untersuchungsmethode vorbereiten.
Das High-Tech-Gerät ist groß und schwer und nicht selbst erklärend:
- Wie herum hält man den Schallkopf?
- Welche Knöpfe muss man wann drücken?
- Und was ist dann eigentlich auf dem Bild zu sehen?
Diese und 1001 andere Fragen werden hier beantwortet.
Dafür bietet das Lernstudio-Team ab sofort den Kurse Betreutes Sonographieren („Sono-Basics“) an.
Vor einigen Jahren wurde schon einmal ein Sono-Kurs durch einen ehemaligen Lernstudio-Mitarbeiter angeboten. Durch das neue Sonogerät motiviert, hat sich der Lernstudio-Mitarbeiter Martin hingesetzt, die Inhalte neu erarbeitet und einen Kurs konzipiert. Um einen gewissen Standard zu gewährleisten, haben sich die Tutoren mit einer Extra-Unterweisung durch einen erfahrenen Internisten fortgebildet.
So ist der aktuelle Kursablauf: Zunächst gibt es eine kurze theoretische Einführung in die Methode und das Gerät. Danach wird die Sonographie vom Tutoren an einem Freiwilligen vorgeführt und die Ergebnisse gemeinsam besprochen. Und dann schallen die anderen Studierenden selbst. Es ist soviel Zeit eingeplant, dass jeder einmal selbst schallen kann und auch noch genügend Zeit für die Besprechung bleibt.
Der ganze Kurs dauert ca 1,5 Stunden und vermittelt erst mal die Basics.
Durch die Voranmeldung bleibt die lernintensive Kleingruppenarbeit garantiert:
Hier geht es zur Anmeldung.
Eine größere Gruppe würde nicht in den Raum passen, außerdem müssen alle auf einen Bildschirm gucken und reihum aktiv probieren, auch das geht nur in einer kleinen Gruppe. Für das intensive Nacharbeiten gibt es im Lernstudio dann noch mehrere Bücher („Der Sono-Trainer“ und „Sono-Grundkurs“) sowie Online-Lern-Ressourcen.
Der Sono-Basic-Kurs (Betreutes Sonographieren)
Normalerweise sind es immer vier Teilnehmer und ein TutorInn. Für den Besuch von Puls sind heute ein paar mehr Tutoren anwesend und so quetschen sich eine PULS-Redakteurin, drei TutorInnen und vier KursteilnehmerInnen in den Raum.
Das Sono-Gerät nimmt ziemlich viel Platz ein: es ist gefühlt 1,50 breit, 1,50 lang und 1 m hoch. Dazu Lukas (Tutor): „In der Uni-Klinik haben wir genau das gleiche Sono-Gerät und das wird von Zimmer zu Zimmer geschoben. Das ist immer so, als ob die „Titanic“ bewegt wird.“ Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der TutorInnen und TeilnehmerInnen beginnt der Kurs.
Sono-Theorie
Martin beginnt mit einer kurzen theoretischen Einführung:
Wie funktioniert Sonographie?
Zunächst gibt es einige Details zum Schallkopf:
Je nach dem Untersuchungsziel wird der Schallkopf ausgewählt: Manche Schallköpfe sind besonders gut geeignet für tiefer liegende Strukturen, andere bilden oberflächliche Strukturen besonders gut ab.
Im Lernstudio gibt es zurzeit nur einen Konvex-Schallkopf, der als Allrounder meist für das Abdomen eingesetzt wird.
Besonders wichtig: Diese Schallköpfe sind sehr teuer, darum müssen sie unbedingt pfleglich behandelt werde. Durch ein Herunterfallen oder starke Stöße würden die empfindlichen Kristalle beschädigt werden.
Wie echogen sind welche Organe und Strukturen?
Unterschiedliche Organe und Gewebe sind unterschiedlich echogen:
Je nachdem, ob sie echoreich oder echoarm sind, erscheinen sie hell oder dunkel.
Knochen gibt ein anderes Echo als die Blase. Je nach Wellenlänge kann man besser tiefe oder oberflächliche Organe und Strukturen sichtbar machen.
Wichtig: Nicht jede Struktur ist ein Abbild des Originals-Organs oder Gewebes.
Es kann etwa durch Reflexion auch zu Artefakten kommen. Ein Artefakt ist ein durch die Methode bedingtes unechtes Ergebnis, etwa ein Schallschatten. Gallensteine oder Knochen z.B. haben eine Totalreflexion, dadurch werfen sie einen Schallschatten.
Nun geht es weiter zum praktischen Teil, Lukas übernimmt.
Ein Freiwilliger wird gesucht und gefunden, er nimmt auf der Untersuchungsliege Platz.
Auch die Patientenkommunikation wird gleich mit geübt:
Ist es warm genug?
Hat der Patient Sichtschutz?
Liegen genügend Tücher zum Abwischen des Gels vom Patienten bereit?
Und dann der berühmte Sono-Spruch: „Ich trage jetzt das Gel auf, das kann jetzt etwas kalt werden.“
Die Deutung des Sonogramms: Wo ist die Milz geblieben?
Lukas zeigt die richtige Haltung und wie das Gerät über den Körper des Patienten bewegt wird.
Die Haltung des Schallkopfes ist international genormt, dadurch wird auch die Orientierung der Aufnahme genormt. Nur so kann jeder Arzt auch Aufnahmen von Fachkollegen korrekt interpretieren.
Dann erscheint das schwarz-weiße Sonogramm: Lukas zeigt auf eine pulsierende Struktur – die Aorta – und ist begeistert: „Du bist echt gut zu schallen.“ Von dem phantastischen Schallbild wird gleich ein Photo gemacht, das in der nächsten Präsentation genutzt werden kann.
Die Gruppe starrt gebannt auf den Bildschirm, der extra so gedreht wird, dass der liegende „Freiwillige“ auch gut sehen kann. Verständlich, denn: Wie oft hat man schon die Gelegenheit, die eigene Milz zu betrachten?
Lukas bewegt den Schallkopf langsam weiter: über die elegante Kurve der Leber und die schwarzen Schatten der Rippen. Er erklärt die einzelnen Strukturen und Artefakte, die anderen fragen nach, eine Diskussion beginnt.
Jetzt sind die anderen TeilnehmerInnen ´dran, zu „schallen“…
„PULS.“ dankt dem Lernstudio-Team und den KursteilnehmerInnen vom 09.05.
Bettina Wurche