„Wir unterrichten hier nach den aktuell gültigen Vorgaben der American Heart Association.
Wenn die Studierenden diesen Kurs absolviert haben, wird ihre Leistung in vielen anderen Ländern anerkannt, die ebenfalls nach diesen Richtlinien arbeiten.
Die optimale Interaktion zwischen dem Bediener und dem Gerät zum Nutzen des Patienten wird durch das praktische Training erreicht.
Wir wollen eine Verhaltensänderung erreichen: Die Studierenden bzw. fertigen Ärzte sollen sich, wenn sie auf eine neue Station kommen, zuerst um die Einweisung an den Geräten kümmern und erst danach den Weg zur Kaffeemaschine kennen lernen.
Diese Verhaltensänderung führt zu erfolgreichem Verhalten.“ erklärt Herr Heringer.
Im Praktikum wird aus dem Faktenwissen dann Handlungswissen.
Handlungen müssen stressresistent abgerufen werden können.
1. Schritt: Übung am Phantom (Skill-Trainer)
Manche basale Skills wie die Intubation oder die Blutabnahme werden erst am Skill-Trainer geübt, das ist noch nicht sehr komplex.
Danach geht es zu den realitätsnäheren Szenarien.
2. Schritt: Übung an einem Simulator, der im Krankenbett liegt.
Die Handlung muss in einem realistischeren Szenario trainiert werden.
Sie wird erweitert durch praktische Überlegungen, wie man den im Bett liegenden Patienten behandeln kann: Wie klappt man die Seitenteile des Bettes herunter? Wie stellt man das Krankenbett flach?
Ein solcher Simulator ist „Resusci Anne“ (Lesen Sie dazu auch “Ein Simulator namens “Little Anne”).
Ein Simulator hat Pulse und Atmung und er kann Zugänge gelegt bekommen.
Durch das Einspielen verschiedener Zustände mit dazugehörigen EKGs können unterschiedliche Situationen durchgespielt werden.
Die Geräte zur Überwachung das EKG, die Blutdruckmessung,… sind die gleichen wie in der Klinik.
Schließlich wird an sehr teuren Simulatoren geübt, die auch Feedback geben: Atmung, Puls,…werden real angezeigt und stehen in direktem Zusammenhang mit den Handlungen der Trainees.
Ein solcher Simulator kann sogar echte Wunden simulieren, aus denen unter Druck Blut spritzt.
Das Training ist absolut realitätsnah, es beginnt mit dem vollständigen Absetzen des Notrufes:
Was ist wo passiert?
Indem auch solche Details durchgespielt und praktisch geübt werden, klappen sie hinterher im Einsatz.
Lernziele sind
- BLS ist Kerngeschäft!
- Kommunikation im Team: geschlossene Kommunikation (jede/r muss die Anweisungen des Teamleiters ausführen und Meldung machen)
- Notruf absetzen an Leitstelle: Meldung an Leitstelle -> Wo ist ein Arzt oder ein Bett frei?
Damit es im Notfall auf Anhieb klappt, müssen diese Dinge vorher geklärt werden.
„Wer auf einer Station neu anfängt, muss sich sofort darüber informieren. Das liegt in der Eigenverantwortung jedes Arztes, der auf einer Station neu anfängt. Ihr müsst dafür sorgen, dass alles bereit ist!“
Nur dann kann eine Notfallsituation erfolgreich gemeistert werden.
Auch das Teambuilding muss geübt werden:
Welche Aufgabe haben TeamleiterInnen?
Wie müssen sie sich verhalten?
Herr Heringer rät dazu:
Der TL sollte die Gruppe koordinieren und den Überblick behalten.
Im 2-er-Team muss er oder sie mitarbeiten.
In einem größeren Team sollte er/sie sich besser raushalten und koordinieren.
Im etwa 30-minütigen interaktiven Vortrag geht er alle wichtigen Punkte durch, erklärt, fragt und gibt Beispiele.
Dann kommt das berüchtigte praktische Experiment zur Teamarbeit.
Auf das wir hier leider nicht näher eingehen können, denn in den nächsten Jahren sollen sich noch viele Teams daran die Zähne ausbeißen.
Der erste Durchlauf führtnoch nicht zum Erfolg.
Was hätte die Gruppe besser machen können?
“Noch stärker kommunizieren!“
„Die Funktion von Teilen und Geräten besser hinterfragen.“
Tipp vom Profi dazu:
Das Antizipieren ist wichtig: „Was passiert, wenn ich etwas so mache, in den nächsten Schritten?“ ist ein wichtiger Schritt, Fehler zu vermeiden.
In der konstruktiven Nachbesprechung wird analysiert: Was geklappt hat, kann beibehalten werden. Was nicht geklappt hat, muss verbessert werden.
Dann geht es zur nächsten praktischen Übung.
Schutzbrillen, Handschuhe und Stethoskope werden ausgeteilt.
Von den acht KursteilnehmerInnen werden sechs aktiv arbeiten, eine davon als Teamleiter. Die beiden anderen sind Beobachter.
Der erste Durchlauf startet.
Aus dem Krankenzimmer kommt ein Notruf: „Der Patient hat keinen Puls!“
Das Notfall-Team startet sofort.
Innerhalb einer Minute ist das Bett abgebaut, der Patient entkleidet, sein Gebiss entfernt und die Beatmung hat begonnen.
Alles geht gut.
Dann soll der Defibrillator zum Einsatz kommen.
Jetzt läuft es nicht mehr ganz so glatt…
Hinterher gucken die TeilnehmerInnen ziemlich ernüchtert aus den blauen Kitteln.
Das ist noch sooooo viel besser zu machen.
Aber: So viel hat schon gut geklappt – gleich beim ersten Anlauf!
Und beim nächsten wird es noch besser!
Dann geht es ins Feedback-Gespräch:
Was hat gut geklappt?
Wo gab es Probleme?
Warum?
Wie kann es besser laufen?
Wichtig: Die Bedienung von Geräten – wie dem Defi – muss man lernen und beherrschen!
Wie funktioniert der Defibrillator?
Wo stellt man ihn am Patienten hin?
Die Paddels liegen beim Ladevorgang auf dem Patienten.
Wie arbeitet das Team damit?
Die Interaktion zwischen dem Bediener und dem Gerät ist das praktische Training.
Sie soll eine Verhaltensänderung erreichen: Die Studierenden bzw. fertigen Ärzte sollen sich, wenn sie auf eine neue Station kommen, zuerst um die Einweisung an den Geräten kümmern und erst danach den Weg zur Kaffeemaschine kennen lernen.
Diese Verhaltensänderung führt zu erfolgreichem Verhalten.
Wichtig: Der Teamleiter weist laut und deutlich die Aufgaben zu.
Jede/r konzentriert sich nur auf die zugewiesene Aufgabe.
Wer eine Aufgabe nicht erfüllen kann, sagt das laut und deutlich.
Dann geht es an den 2. Durchgang:
Das Abbauen des Krankenbetts und die Beatmung klappen wieder gut.
Dann geht es an den Defibrillator:
Nina greift beherzt zum Gerät und legt die Paddels an. Der Defi lädt.
Schließlich ruft sie laut und nachdrücklich: „Defi ist geladen! Alle weg! Schock!“.
Diesmal klappt es gut!
Alle haben daraus gelernt: Eine Notfallssituation muss geübt werden, bevor es zum ersten Notfall kommt.
- Klare Kommunikation ist wichtig: Laut sprechen und ansagen, was gebraucht bzw. getan wird.
- Wo stehen die Geräte auf der Station?
- Wer kann das Gerät bedienen?
- Kleidung und Hygiene: an Eigenschutz denken!
- Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz: Ausrüstung (z. B. Ampullarium) sofort auffüllen!
Das theoretische Wissen muss in praktisches Handeln umgesetzt werden.
Die praktische Handlung muss in der Gruppe durchgeführt werden.
Ganz schön anstrengend.
Der FINeST-Kurs ist intensiv und verlangt von allen viel.
Aber er ist ein ausgezeichnetes Training für die spätere Arbeit im Krankenhaus.
Da sind sich die Studierenden einig.
Bettina Wurche