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CHE-Ranking: Positive und negative Aspekte der Methodik

Für eine seriöse Statistik einer empirisch durchgeführten Evaluation sind einige Grundvoraussetzungen einzuhalten:
-> Die Statistik muss wissenschaftlich korrekt erhoben und ausgewertet werden.
-> Die Statistik muss richtig gelesen werden.

Eine wissenschaftlich haltbare Statistik legt die Art der Erhebung des Datensatzes und die Analyse-Methoden offen, damit sie überprüfbar wird.

Positive Seiten des CHE-Ranking

Wie zuverlässig sind die Daten des CHE-Ranking?
Um eine Aussage dazu treffen zu können, muss man sich mit der Methodik beschäftigen:
Die CHE-Ranking-Methode basiert u. a. darauf, dass aus den Ergebnissen für die Einzelindikatoren keine Gesamtnoten gebildet werden. Außerdem werden den Hochschulen (bzw. ihren Fachbereichen) keine absoluten Ranglisten-Plätze zugewiesen. Stattdessen werden die Noten nach Kategorien getrennt aufgeführt und die Hochschulen in drei Ranggruppen (Spitzen-, einer Mittel- und einer Schlussgruppe) eingeordnet.
Nach Aussage der CHE gGmbH wird damit vermieden, „dass minimale Unterschiede im Zahlenwert eines Indikators als Leistungs- und Qualitätsunterschiede fehlinterpretiert werden.“

Beides ergibt ein differenzierteres Bild, das für den Leser aufgrund seiner Komplexität allerdings schwierig auszuwerten ist.

Es ergibt sich auf jeden Fall ein tendenzielles Bild einer Hochschule.

Kritik und Mängel des CHE-Ranking

Wie zuverlässig ist das Ranking-Ergebnis?
Im Folgenden werden die häufigsten Kritikpunkte am CHE-Ranking aufgeführt.

1.      Das CHE-Ranking fußt auf Aussagen von n= 15 bis 500 Personen pro Fachbereich.
Aussagen von 15 Personen sind schwerlich repräsentativ für einen ganzen Fachbereich. Für den FB Human-Medizin der Goethe-Uni wurden immerhin die Aussagen von 86 Personen analysiert. Von ca 3500 Studierenden waren 500 angeschrieben worden, von denen 86 geantwortet hatten.

2.      Die Geheimhaltung der Datensätze machen die Methoden schwer überprüfbar.

3.      Auswahl ungeeigneter Kriterien mit mangelnder Aussagefähigkeit.
„So habe das Kriterium „Empfehlung von Professoren für ein Studium“ nur eine geringe Aussagekraft, da zweifelhaft sei, ob externe Professoren tatsächlich ein qualifiziertes Urteil zum Studium an einer anderen Hochschule äußern könnten.“

4.      Manipulationsmöglichkeiten von Hochschulen.
Es ist nicht auszuschließen, dass eine Hochschule z. B. eine Schulung oder Vorauswahl der Befragten vornimmt. Außerdem ist durch die Verteilung der Unterlagen durch die Hochschulen der Datenschutz nicht gewährleistet.

5.      Die Ergebnisse bleiben 3 Jahre als „aktuell“ in der Liste stehen. Dadurch werden kurzfristige Veränderungen innerhalb dieser 3 Jahre nicht aufgenommen.

Das sind schwerwiegende methodische Kritikpunkte.

Dazu kommt:

6.      CHE bezeichnet sich selbst als unabhängig.
CHE wird getragen von der Bertelsmann-Stiftung und Hochschul-Rektoren-Konferenz.
Diese Konstellation wirft erhebliche Zweifel an der Unabhängigkeit auf, wie Prof. Clemens Knobloch in einem Interview mit „Studis Online“ meint.
Wernicke und Bultmann formulieren den Sachverhalt noch verschärft: „Das CHE agiere als PR-Agentur unter dem Deckmantel einer gemeinnützigen zivilgesellschaftlichen Stiftung.“ Jens Wernicke, Torsten Bultmann (Hg.): Netzwerk der Macht – Bertelsmann. Der medial-politische Komplex aus Gütersloh, 2. erweiterte Auflage Marburg 2007, ISBN 978-3-939864-02-8.“

7.      Die Ranking-Institutionen lassen Universitätsverwaltung, Dekanat, Studierende u. a. Personen für sich arbeiten, ohne dafür zu zahlen.

Diese Aspekte des CHE-Ranking sind zumindest fragwürdig.

Kritik der ausgestiegenen Hochschulen am Ranking

Aufgrund der massiven Kritikpunkte sind mittlerweile viele Hochschulen oder Fakultäten aus dem CHE-Ranking ausgestiegen.

Die Christian-Albrechts-Universität Kiel legt ihre Gründe für den Ausstieg in einem offenen Brief von Prof. Dr. L. Kipp an „Forschung und Lehre“ dar: „[…] Den von kommerziellen Unternehmen oder diesen nahe stehenden Einrichtungen durchgeführten Hoch­schulrankings wurden wiederholt gravierende methodische Mängel nachgewiesen, welche die Aussagekraft dieser Rankings in Frage stellen. So sind z.B. den Hochschulrankings des CHE, welches sich selbst des „umfassendsten und detailliertesten Rankings deutscher Universitäten und Fachhochschulen“ rühmt, wie­derholt unter anderem folgende Schwächen vorgeworfen worden […].“

Der WIKIPEDIA-Artikel (Stand: 17. September 2010) setzt sich äußerst kritisch mit Hochschul-Rankings im Allgemeinen und dem CHE-Ranking im Besonderen auseinander.

Die Frankfurter Rundschau schrieb zum Ausstieg mehrerer Universitäten aus dem Hochschul-Ranking: „Dem Herausgeber des bekanntesten deutschen Hochschulrankings wiederum, dem Centrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh (CHE), haben in diesem Jahr nacheinander die mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät der Uni Kiel, der Fachbereich Bildungswissenschaften der Uni Koblenz-Landau, mehrere Fachbereiche der Uni Siegen und schließlich die gesamte Uni Bonn ihr Vertrauen entzogen. Die Mitarbeit am Ranking belaste die Hochschulverwaltungen über die Maßen, lautete die Kritik, außerdem weise die Rangliste methodische Mängel auf, sei manipulierbar und werde zur hochschulpolitischen Einflussnahme instrumentalisiert.“

Die FAZ.NET setzt sich in dem Beitrag „Gerangel um die Rangliste“ vom 11.11.2010 mit der Kritik am CHE-Ranking auseinander und stellt gleichzeitig den Vorschlag „Assessment of Higher Education Learning Outcome“ (Ahelo) der OECD zu einem eigenen weltweiten Ranking vor.

Fazit: Welche konkrete Hilfe gibt kann das CHE-Ranking bei der Auswahl des Studienortes geben?

Es gibt eine erste kleine Hilfestellung bei der Wahl des Studienortes:

  1. Welche Unis/Fachbereiche bieten das, was ich studieren möchte?
  2. Sind alle diese Unis/Fachbereiche im Ranking genannt? (Nicht alle Hochschulen sind dabei).
  3. Was sagt das CHE-Ranking zu diesem Studienfach an diesem Standort?
  4. Was ist gut/schlecht am Studienstandort?
  5. Welche Kriterien sind für mich ausschlaggebend?

Zusätzlich sollten Studieninteressierte unbedingt weitere Informationen einholen:

  1. Weitere Meinungen (Bekannte, Meinungen im Web,…)
  2. ggf. hinfahren, beraten lassen, Gespräche suchen und umsehen
  3. Hat sich seit der letzten Evaluierung etwas geändert?
  4. Gibt es eine Tendenz über die Jahre hinweg?

bw