Zahnbelag anfärben, Live-Implantation und selber Bohren – Berichte aus dem Carolinum.
Hautnah im Behandlungssaal: Plaque anfärben (Erlebnisbericht)
„Dürfen wir Ihren Zahnbelag sichtbar machen?“ spricht mich eine freundliche Zahnmedizinstudentin an.
Ähhh, wie bitte? Das ist aber eine ganz schön intime Frage.
Und überhaupt: Wer läuft schon gern mit offiziell bestätigtem Zahnbelag durch die Gegend? Womöglich noch in Leuchtendrot…
„Wir machen das auch gar nicht mit echter Farbe, so dass Sie hinterher verfärbte Zähne haben, sondern benutzen dafür eine unsichtbare Lösung. Der Zahnbelag wird damit erst unter UV-Licht sichtbar. Und dann können wir Ihnen bestimmt noch tolle Tipps zur richtigen Zahnhygiene geben.“ erklärt mir Karina Obreja.
O. k., das hört sich überzeugend an. Ich nehme in der Behandlungsbox Platz.
Vorher wird mir noch eine präparierte Zahnbürste in die Hand gedrückt:
Die weichen Borsten sind schon mit Zahnpasta imprägniert, ich muss nur noch putzen.
Raffiniert!
Danach lehne ich mich entspannt zurück und öffne brav den Mund.
Mit einem Wattestäbchen wird die Flüssigkeit aufgepinselt, im UV-Licht leuchtet mir mein Zahnbelag golden schimmernd aus dem Spiegel entgegen.
Eine dritte Studentin kommt dazu und lobt „Das sieht ja ganz gut aus, Sie putzen sich Ihre Zähne recht ordentlich.“. Bei der Gelegenheit erklärt sie mir dann auch gleich noch einmal den perfekten Umgang mit Zahnseide an einem bereit liegenden, freundlich grinsenden Präsentationsgebiss.
Der Besuch des „Tags der offenen Tür“ hat sich allein schon dafür gelohnt.
SIM-Labor:
Im SIM-Labor steht die kleine Teddy-Klinik. „Die Zahn-Teddy-Klinik ist vor allem von Gruppen mit älteren Kindern intensiv genutzt worden und war gut ausgelastet. Dabei ging es vor allem um die richtige Zahnpflege.“ erzählt Susi Klinger, die Organisatorin der Teddy-Zahnklinik. „Am 17.06. machen wir übrigens noch einmal eine Extraveranstaltung Teddy-Zahnklinik. Dann kommen bestimmt noch viel mehr Kinder!“
Neben den Besucheraktionen findet an den Kunst-Köpfen im SIM-Labor der ganz normale Übungskurs statt, das Publikum kann die praktische Ausbildung der Zahnmedizin-Studierenden direkt mitverfolgen. Und überrascht registrieren, dass Studenten auch samstags an der Uni sind und lernen. Beziehungsweise bohren.
Hörsaal-Action: Zahnheilkunde für die Ohren
Eine ganze Reihe von Vorlesungen wird von interessierten Erwachsenen aller Altersgruppen besucht.
Die Vorlesungen decken ein weites Spektrum ab: von der historischen Einführung („Geschichte der Zahnmedizin“ – Hr. ZA Röllke) über grundsätzliche Informationen zu weit verbreiteten Zahnerkrankungen („Parodontose? Was ist das? Und was kann man dagegen tun?“ – Hr. Prof. Eickholz) zur „Kiefer-Orthopädie“ (Fr. Dr. Ohlendorf).
Die meisten Vorträge liefen zu Fragen des Zahnersatzes, was für die meisten Erwachsenen ab einem gewissen Alter von erheblicher Priorität ist: „Implantate, Therapie für Jedermann“ (Hr. Prof. Nentwig), „Ästhetische Kompositversorgungen“ (Fr. PD Dr. Gerhardt-Szep, MME), „Moderner Zahnersatz – Funktion und Ästhetik (Hr. Prof. Lauer).
Das High-Light der Vorlesungsreihe: Die Live-Implantation
Bei dieser Vorführung gibt es nicht nur was zu hören, sondern vor allem was zu sehen:
Herr Prof. Dr. Nentwig, der Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie und Implantologie, zieht im OP einem Patienten einen Zahn und setzt gleich anschließend ein Implantat ein. Die Prozedur wird live aus dem OP in den Hörsaal übertragen, Prof. Nentwig kommentiert die Operation ausführlich.
Die Live-Vorstellung des Zahnziehens und Zahnersatz-Implantierens kommt beim Publikum gut an: Der Hörsaal ist voll. Als der Zahn gezogen ist, applaudiert das Publikum begeistert.
Zum Abschluss ist der Patient sogar noch bereit, im Hörsaal Fragen zu beantworten.
Und die Zuhörer sind angenehm überrascht, dass der Eingriff viel schneller und unblutiger ablief, als sie erwartet hatten.
Das war nur eine kleine Auswahl der angebotenen Aktivitäten. Insgesamt konnten interessierte Besucher aller Altersgruppen noch sehr viel mehr erfahren und erleben.
Die Besucher waren mit den Carolinums-Aktivitäten jedenfalls zufrieden:
Live-Implantation, selber Bohren und Kinderschminken waren die Renner.
So viele glückliche Gesichter sind in einer Zahnklinik bestimmt nicht oft zu sehen.
Hoffentlich gibt es bald wieder einen Tag der Offenen Tür im Carolinum!
Bettina Wurche