Die Reaktorhavarien in Tschernobyl und Fukushima sorgen weiterhin für heftige Diskussionen auch unter Medizinern und Medizinischen Institutionen.
Wendemanöver der WHO
Die IAEO vertritt die Position, radioaktive Strahlung sei unterhalb bestimmter Grenzwerte ungefährlich. Die IAEO behauptet bis heute, dass der GAU in Tschernobyl nur 80 Todesopfer gefordert habe und auch der Fukushima-GAU eher geringe gesundheitliche Auswirkungen auf die Bevölkerung haben wird.
Die WHO hatte sich aufgrund eines Vertrags mit der IAEO bislang dieser Position brav angeschlossen. Dafür gab es u. a. von der “Initiative für eine unabhängige WHO” erhebliche Kritik.
(„PULS.“ hatte bereits darüber berichtet: „Aktuell: Fukushima, die WHO und Dr. Hontschiks „Diagnose““)
Bei einem Treffen mit Mitgliedern der “Initiative für eine unabhängige WHO” erklärte Margaret Chan, die Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jetzt überraschend “Es gibt keine ungefährliche Niedrig-Strahlung“.„Zugleich räumte die Generaldirektorin ein, dass sie “keine Expertin für radioaktive Strahlung” ist und dass die WHO “bei diesem Thema heute fast überhaupt keine eigene Kompetenz mehr hat”. Die Abteilung für Strahlenbiologie in der Genfer WHO-Zentrale war vor zwei Jahren auf Druck privater und staatlicher Geldgeber geschlossen worden. Zuvor war der stellvertretende Leiter der Abteilung mit dem Versuch, niedrigere WHO-Grenzwerte für erlaubte Jodbelastung durchzusetzen, am Einspruch der IAEA und Frankreichs gescheitert. Heute gibt es in der Genfer WHO-Zentrale nur noch eine einzige Strahlenbiologin.“
Diese Kehrtwende kommt kurz vor der Generalversammlung der WHO vom 16. bis 24. Mai (Deutsche Welle, 06.05.2011, Autor: Andreas Zumach, Redaktion: Ulrike Mast-Kirschning).
Der Beitrag von Zumach und Mast-Kirschning gibt einen ausgezeichneten Überblick über die Haltung beider Institutionen zum Thema und ist unbedingt lesenswert!
Außerdem sollte man sehr aufmerksam verfolgen, ob und welche Statements die WHO auf ihrer Generalversammlung zu diesem Thema abgeben wird.
Als Tagesordnungspunkt, ausgewähltes Thema oder Fact-Sheet taucht das Thema „Gesundheitliche Gefährdung durch radioaktive Strahlung“ jedenfalls bislang nicht auf…
Tagesordnung und ausgewählte Themen der WHO Generalversammlung 2011
Bettina Wurche