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Vorgestellt: “Dr. med. Mabuse”

Normalerweise macht „PULS.“ keine Zeitschriftenwerbung. Die Medizinerzeitschrift „Dr. med. Mabuse“ ist aber von so erheblicher historischer Bedeutung für das zurzeit hart umkämpfte KOMM auf dem Campus Niederrad, dass uns diese Ausnahme absolut gerechtfertigt erscheint:
Das KOMM (Haus 28) ist die Geburtsstätte dieser Zeitschrift!

„PULS.“ hat von damals wie heute engagierten Medizin-ALUMNI unveröffentlichte Dokumente erhalten, die die damalige Situation in Protokollen, Handzetteln und einer eigenen Zeitschrift festgehalten haben.

Die Studentenproteste um 1975/76 basierten auf der Empörung über schlechte Studienbedingungen. Aus dieser Empörung heraus ist die Entstehung des KOMM und von „Dr. med. Mabuse“ zu erklären.
Die Berichte über damalige Diskussionen und Befindlichkeiten der Medizin-Studierenden sind absolut aktuell.

„Dr. med. Mabuse“ wurde 1975 als Fachschaftszeitschrift geplant, die sich kritisch mit Medizin und Gesundheitspolitik auseinandersetzt. Außerdem sollte die Publikation natürlich als Forum der am Fachbereich tätigen Gruppen zur Verfügung stehen, nicht nur für die Studierenden, sondern darüber hinaus auch für das Klinikpersonal.

Die Zeitschrift, die aus dem KOMM kam…

Am 10.12.1976 erschien die Erstausgabe von „Dr. med. Mabuse“, der Frankfurter Medizinerzeitung. Der Herausgeber war die Fachschaftsvertretung Medizin der Uniklinik. „Dr. med. Mabuse“ war das Organ der Fachschaft!

Von der Erstausgabe liegt „PULS.“ eine Seite mit zwei Beiträgen vor: Der größere Beitrag trägt den Titel „KOMM: (Noch) kein Grund zum Weinen.“ Er enthält eine kurze Retrospektive der damals 1 Jahr zurückliegenden KOMM-Gründung und einen nachdrücklichen Aufruf an alle Studierenden, sich bei der KOMM-Arbeit zu engagieren: Es werden Helfer für den ersten Renovierungsabschnitt gesucht, Ideengeber und die Mithilfe von mehr Personen bei der umfangreichen Selbstverwaltung.

Ein kleiner Comic ziert die Seite und illustriert den damals herrschenden Zeitgeist: Ein langhaariger Mann mit 70-er Jahre Haartracht (Schnauzer, Vokuhila-Frisur und „Porno-Koteletten“) brüllt einer langhaarigen Frau (lange Haare, dick geschminkt, großes Dekolleté), ins Ohr: „KOMM-Feste ohne die Stones kann ich mir überhaupt nicht vorstellen!“. (Für die jüngeren Leser: Mit „Stones“ sind die „Rolling Stones“ gemeint, also diese alten Knacker, die bis heute life auf großen Bühnen vor ebenso altem Publikum unzüchtig gekleidet herumhopsen – Die Red.).

Ab 1977 arbeiten Medizinstudierende aus Berlin, Gießen, Hamburg, Heidelberg, Marburg, Köln, Aachen und Freiburg an der Zeitschrift mit. 1978 endet die Zeit als Fachschaftszeitschrift, „Dr. med. Mabuse“ wird aber von der Frankfurter Redaktion weiter geführt.

Heute ist aus der einstigen Fachschaftspostille ein ganzer Verlag geworden: der „MABUSE-Verlag für ein Solidarisches Gesundheitswesen“. Möchten Sie gern noch tiefer in die Historie dieser ungewöhnlichen Mediziner-Zeitschrift eintauchen? Die Zeitschrift „Dr. med. Mabuse“ hat ihre lange und spannende Historie auf ihrer Homepage nach Jahren geordnet aufgeführt: “Dr. med Mabuse-Archiv”

Bettina Wurche